Ziele und Wege der Schallanalyse.
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Eurchgangspunkt einer bindenden Kurve erscheint: Scharfe
Ecken kommen in den neuen Figuren höchstens als Auslaufs-
(nicht als Schlag-) punkte von Kurven vor: als Auslaufspunkte
noch dazu, die in schallleere oder psychisch tote zeitliche Grenzstrecken
hineinfallen. Der zeitlichen Lage nach sind die Durchgangs¬
punkte natürlich ebenso genau durch die Kurve bestimmt, in die sie
hineinfallen, wie die Schlagpunkte der üblichen eckigen Schemata.
Welche Formen dabei die Kurven für die verschiedenen Takt¬
arten anzunehmen haben, darüber entscheidet abermals natürlich
nicht irgendwelche aprioristische Theorie, sondern nur die empirische
Untersuchung einer großen Anzahl möglichst ver¬
schiedenartiger Musikstücke von bekannter Taktart.
Dabei muß wiederum der Gesichtspunkt maßgebend sein, daß die¬
jenige Kurvenform für die Taktart des einzelnen Stückes «richtig»
ist, welche sich diesem bei der Begleitung ebenso hemmungslos an¬
schmiegt, wie es bei unsern ersten Versuchen die Beckingkurve getan
hat. Ein wesentlicher Unterschied besteht aber doch zwischen der
Ausführung der Beckingkurve und der der Taktfigur, und er ist bei
allen Prüfungen streng zu berücksichtigen- Auch die Taktfigur ist
zwar, wie die Beckingkurve, mit der rechten Hand zu schlagen, aber
während bei der Ausführung der Beckingkurve die linke Hand un¬
tätig herabhängen muß (oben S. 75), muß hier, bei der Taktfigur,
die Linke symmetrisch zur Rechten emporgehoben
werden (also sozusagen im linken «Gestenpunkt» [S. 75]) ver¬
weilen, ja sie kann und darf auch den Bewegungen der rechten
Hand im Spiegelbild folgen.
Bei der weiteren Untersuchung stellt sich nun sehr bald heraus,
daß es ganz unmöglich ist, für jede von der Musik einmal anerkannte
nu m er isch e Taktart mit einer einzigen Art von Begleit¬
kurve auszukommen, und das ist schließlich auch leicht zu be¬
greifen, weil ja die musikalische Taktvorzeichnung nur allein
die Zeitgliederung ins Auge faßt (oben S. 77), die neue Takt¬
figur daneben aber auch noch den andern Faktoren Rechnung
tragen soll, die mit der Zeitgliederung im Komplex stehen (oben S. 77 f.).
Unter den hier zu berücksichtigenden Ergänzungsfaktoren spielt
wieder der Gegensatz von Normal und Um gelegt eine wichtige
Rolle; es ist unmöglich, auch bei sonst ganz gleicher Kurven art, ein
Stück mit Normalklang mit Umlegehaltung des Taktstocks zu be¬
gleiten, also z. B. normalstimmiges 3/4-taktiges Es kamt ja nicht immer
so bleiben (Fig. 60; Melodie s. z. B. bei Erk-Friedländer, Deutscher