Das Unbewusste in der Naturheilkraft.
145
(Tuberkeln, Skropheln, Gicht, Fettsucht u. s. w.); 5) ungeeignete
Qualität der Einnahmen; sie bewirkt Störungen in den Ver¬
dauungsorganen und durch abnorme Blutmischung auch in der
Ernährung; schlechte Luft kann auf diese Weise durch Verän¬
derung der Blutmischung Faulfieber u. s. w. hervorrufen; 6) un¬
angemessene Lebensweise; z. B. absolute Unthätigkeit eines
Muskels bewirkt Schwäche und Abmagerung desselben, da seine
Ernährungsverhältnisse auf die Voraussetzung der Bewegung
basirt sind; sitzende Beschäftigung bei Menschen stört die Ver¬
dauung aus demselben Grunde, und Versetzung in ein fremdes
Klima fordert Accommodation des Körpers durch die Heilkraft
oder ruft Krankheiten hervor; 7) ererbte Körperfehler oder
Krankheitsanlagen; hier liegen die ersten äusseren Ursachen der
Krankheit in derjenigen Generation, von welcher die Vererbung
ausgegangen ist, und alle nachfolgenden, die Krankheit erer¬
benden Glieder der Familie empfangen durch die Stoffe der
Zeugung die Abnormitäten schon als Mitgift auf die Lebensreise,
wTelche ihre Naturheilkraft oft so wrenig zu bewältigen im Stande
ist, wie eine direct durch äussere Störungen erweckte chronische
Krankheit.
Ich glaube, dass auf diese oder ähnliche Störungen sich alle
Krankheiten zurückführen lassen, wenn man nur immer dabei
berücksichtigt, dass man auf die erste Ursache der Erscheinung
zurückzugehen hat und nicht die symptomatisch vorliegende
Krankheit an sich betrachtet. Ja sogar die letztere ist häufig
schon ein Act der Heilkraft, die Krisis einer Reihe vorhergehen¬
der Krankheiten oder Abnormitäten, welche sich nur mehr oder
weniger dem Bewusstsein entzogen (so z. B. bei allen Ausschlags¬
krankheiten, Gicht, Fiebern, Entzündungen u. s. w.). Die Heil¬
kraft kommt mit ihrer Krisis sogar manchmal dem Ausbruch
derjenigen Krankheit zuvor, welche aus einer Abnormität der
Bildung folgen müsste (z. B. die Tödtung und Abführung der
nicht zu gebärenden Frucht), und insofern ist es richtig, dass
durch spontane psychische Acte des Organismus Erscheinungen
hervorgerufen werden, welche wir Krankheit nennen müssen,
aber sie beugen dann nur einer gefährlicheren Krankheit vor, sie
sind die Wahl eines absichtlich hervorgerufenen kleineren Uebels
zur Vermeidung eines grösseren. Es kann auch sein, dass bei
dieser spontan hervorgerufenen Krisis der Tod erfolgt, weil dem
unbewussten Willen die nöthige Macht zur Ueberwindung der
v. Hartmann. Phil. d. Unbewussten. 3. Aufl. 10