Kurze Geschichte des Klaviers.
Mit dem Namen »Klavier« bezeichnet man gewöhnlich
alle Saiteninstrumente, welche mittelst Tasten (claves) zum
Tönen gebracht werden. Man unterscheidet das tafelförmige
und aulrechtstehende Klavier und den Flügel. Für alle
Formen gebraucht man heute kurzweg den gemeinsamen
Namen »Klavier«, dieses in der Jetztzeit verbreitetsten In¬
strumentes. Man nennt es auch wohl »Fortepiano« und
»Pianoforte«. Der Name »Klavier« war schon die Bezeich¬
nung des ältesten Instrumentes dieser Art. Im dreizehnten
Jahrhundert ist das Klavier bereits bekannt gewesen, wenn
auch nur in der allerdürftigsten Form. Es bestand aus
einem dreieckigen oder länglich viereckigen Kasten, nebst
Resonanzboden, über welchen dünne Messingsaiten ausge¬
spannt waren, die aber nicht, wie bei unsern jetzigen
Klavieren durch Hammeranschlag, sondern durch Stifte oder
Stückchen von Federkielen, welche auf dem hinteren Ende
der Tasten befestigt waren, zum Tönen gebracht wurden.
Die ersten Klaviere hatten nur einen Umfang von 22 bis
24 Tönen. Im Jahre 1511 reichte das Klavier von F bis zum
zweigestrichenen g und hatte schon die chromatische Ton¬
leiter aufzuweisen. 1619 umfasste es die Töne von c bis
zum dreigestrichenen c und am Schlüsse des achtzehnten
Jahrhunderts begann die Tastenreihe mit Kontra f und endigte
mit dem dreigestrichenen f, umfasste also volle fünf Oktaven.
Zu Beethovens Zeit hatte das Klavier einen Umfang
von Kontra e bis zum viergestrichenen f. Die Klaviere der
Neuzeit haben einen Tonumfang von Doppelkontra-a bis zum
fünfgestrichenen a (manche sogar schon bis c), also volle
sieben Oktaven. Das ist der ganze Orchester-Umfang.
Schon im siebenzehnten Jahrhundert war das Klavier das
Lieblingsinstrument aller Musikfreunde und Komponisten.
Es wurde vorhin gesagt, dass man die Saiten der ersten
Klaviere durch Stifte oder Stückchen von Federkielen zum
Tönen brachte. Trotzdem der auf diese Weise hervor¬
gebrachte Ton sehr zart und angenehm erklang, so war er
doch nur dünn und schwach und man trachtete bald darnach,
einen volleren und stärkeren Ton zu erzeugen. Dies gelang
zuerst dem Instrumentenmacher Bartolo Cristofali in Florenz.