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Ruhe bleibt, so zeichnet der Stift eine horizontale Linie auf die
Schreibfläche. Bringen wir letztere dann in die alte Lage zurück,
so daß das Pendel wieder genau über D hängt, und setzen die
Kugel durch einen senkrecht zu der horizontalen Linie gerichteten
Stoß in schwingende Bewegung, so beschreibt der Stift einen Strich,
der mit der Horizontalen — diese können wir jetzt wieder als
Abscisse bezeichnen — einen rechten Winkel bildet und von ihr
halbiert wird. Was wird nun geschehen, wenn wir gerade in dem
Augenblick das Papier nach links hin und zwar mit konstanter Ge¬
schwindigkeit zu verschieben anfangen, wenn das Pendel sich an¬
schickt, von D aus den oberhalb der Abscisse gelegenen Teil seiner
Bahn zu beginnen? In diesem Falle wird der Stift weder eine
senkrechte noch eine wagerechte Linie beschreiben, sondern eine
zwischen beiden nach rechts gerichtete und überdies gekrümmte.
Denn je mehr sich das Pendel von D entfernt und der Endlage
nähert, um so langsamer wird, wie wir wissen, seine Bewegung.
In demselben Maße wird aber auch die Kurve des Stiftes, die zuerst
verhältnismäßig steil ansteigt, immer horizontaler und schließlich
ganz horizontal in dem allerdings ja unendlich kurzen Moment, wo
das Pendel in der Endlage völlig zur Ruhe kommt. Auf dem Rück¬
wege des Pendels von der Endlage zur Abscisse wiederholen sich
Punkt für Punkt dieselben Geschwindigkeitsverhältnisse in der um¬
gekehrten Reihenfolge. Die Kurve des Stiftes ist daher in diesem
zweiten Viertel der Pendelschwingung das Spiegelbild der im ersten
beschriebenen. Im dritten und vierten Viertel bewegen sich Pendel
und Stift unterhalb der Abscisse; abgesehen von der hierdurch be¬
dingten Richtungsverschiedenheit wickelt sich dabei alles genau
ebenso ab, wie zuvor oberhalb derselben.
Fig. 18 stellt das Bild einer auf diese Weise über einer Abscisse
DE gezeichneten »Pendelkurve« dar. Man sieht, daß dieselbe
aus vier gleichen, nur verschieden gegen einander gerichteten Teilen
besteht, nämlich dem Stücke zwischen Punkt D und Punkt 3,
zwischen 3 und 6, 6 und 9 und 9 und E. Die Pendelkurven
haben nun eine bestimmte Eigenschaft, die es ermöglicht, sie auch
ohne Zuhilfenahme eines wirklich pendelnden Körpers bloß mit
Zirkel und Lineal auf dem Papier zu konstruieren. Um dies an
der Figur zu demonstrieren, ist die Abscisse in 12 gleiche Teile
geteilt und sind in den Teilpunkten */12, 2/12 usw. die zugehörigen
Ordinaten 1, 2, 3 usw. errichtet. Es ist außerdem neben der