Wünschen und Wollen. Zwecktliätigkeit.
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Stelle jenes vorigen, noch nicht determinierten Gegenstandes. Er
wird an seiner Statt der Gegenstand des Wirklichkeitsbewusst¬
seins. Genauer gesagt: Die nähere Bestimmung des Gegenstandes
— durch die Umstände — wird in den Gegenstand des Wirklich¬
keitsbewusstseins mit hineingenommen. Der Gegenstand ist für
mich wirklich — nicht mehr schlechtweg, sondern als der durch
die Umstände näher determinierte, oder unter der Bedingung dieser
Determination. Und nun ist es kein Widerspruch mehr, wenn ich
den gleichen Gegenstand als nichtwirklich denke unter anderen
U m stände n.
AVas uns hier speziell interessiert, ist jener Begriff der Be¬
dingung. Diese ..Bedingung“ ist Dasselbe, was vorher das,, Mittel“
war. Beide entstehen für uns aus der Hemmung und Stauung.
Die ..Bedingungen“ entstehen speziell aus der Hemmung, die wir
als Widers p r u c h bezeichnen. Die Umstände. unter welchen der
Gegenstand wirklich erscheint, werden für mich zu Bedingungen
seiner Wirklichkeit, vermöge des Widerspruches, der sich ergibt,
wenn und solange sie nicht zum Gegenstände des Wirklichkeitsbe¬
wusstseins hinzugenommen werden. Dass der Widerspruch ihre Hinzu¬
nahme oder ihre apperceptive Vereinheitlichung mit dem Gegenstände
fordert, und dass dann durch diese Hinzunahme der Widerspruch
verschwindet, diese Thatsache oder dies Bewusstseinserlebnis, diese
eigenartige unmittelbar erlebte psychische oder apperceptive Be¬
wegung, ist es zugleich, die den Sinn des Wortes „Bedingung“
aus macht. Der Sinn des Wortes „Mittel“ ist, wie man sich er¬
innert, ein völlig analoger.
Ich blicke etwa in den Baum hinein und sehe Rot. Dann
gilt für mich unweigerlich der Satz : Dies Bot kann nicht existieren
und auch nichtexistieren. Wohl aber kann das Bot existieren
an einem Ding oder in einem räumlichen Zusammenhang und
nichtexistieren in einem anderen. Zugleich müssen wir sagen:
Es kann nur existieren und zugleich nichtexistieren unter der
Bedingung solcher ATerschiedenheit der „Umstände“. Ich muss
in meinen Gedanken solche verschiedene Umstände hinzunehmen,
oder muss sie hinzuappercipieren. Ich muss die Umstände, unter
denen ich das Rot sehe, mit dem Rot in die apperceptive Einheit
„Rot unter diesen Umständen“ aufnehmen. Die Forderung des
Schriften d. Ges. f. psyeliol. Forsch. H. 13. 34