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das Gruseln zu lernen,“ und der, nachdem er vergeblich
versucht hatte, durch die Gesellschaft von Verstorbenen
und Gespenstern ins „Gruseln“ zu kommen, seinen Wunsch
erfüllt bekam, als er aus dem Bette in ein Fass mit kaltem
Wasser geworfen wurde, — bei ihm eine kräftigere Ein¬
wirkung auf den vasomotorischen Apparat, als der Anblick
von Leichenbetten und Gespenstern. — Die Bezeichnung
fieberhaft für den, der sich in starker Spannung be¬
findet, zeigt ebenso, dass man von der Aehnlichkeit frap¬
piert worden ist, welche leichte Fiebersymptome mit ihren
hauptsächlich vasomotorischen Störungen und diejenigen
körperlichen Zustände untereinander haben die durch un¬
ruhige Erwartungen u. a. hervorgerufen werden24.
Wie schon bemerkt, will ich in dieser kleinen Ab¬
handlung nicht auf die grosse Frage nach dem Verhältnis
der Affecte zu den eigentlich pathologischen Zuständen,
den psychischen und körperlichen Krankheiten näher ein-
gehen.
In dieser Beziehung existirt aber ein Verhältnis, das
ich hier nicht ganz übergehen kann, weil es für die uns
hier beschäftigende Frage — die Nothwendigkeit der
Hypothese rein seelischer Affecte — sehr aufklärend wirkt.
Giebt es etwas, was in schlagender Weise die Entbehr¬
lichkeit dieser Hypothese beweisen kann, so ist es sicher
der Umstand, dass die Affecte entstehen, ohne durch
irgend eine äussere Einwirkung, irgend eine Begebenheit
hervorgerufen zu werden, die auf unser psychisches Leben
wirken, oder durch irgend eine Erinnerung oder Ideen¬
association; und dass sie in optima forma entstehen, allein
auf Grund krankhafter Zustände, die sich im Körper ent¬
wickeln oder von den Eltern geerbt sind.