Volltext: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren

Cap. 4. 
Laute. 
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„sehen Ausdruck des Gesanges nennen, — das durch seine Melodie 
„oder selbst durch die einzelnen die Melodie erst zusammensetzenden 
„Töne hervorgerufene Entzücken unerklärt. Es ist dies eine Wir¬ 
kung, welche von der Sprache nicht definirt werden kann, welche 
„auch, so viel ich weiss, Niemand zu analysiren im Stande gewesen 
„ist, und welche die geistvolle Speculation Herbert Spencer’s über 
„den Ursprung der Musik vollkommen unerklärt lässt. Denn es ist 
o-anz sicher, dass die melodische Wirkung einer Reihe von Tönen 
„nicht im Allergeringsten von ihrer Stärke oder ihrer Schwäche, 
„noch von ihrer absoluten Höhe ahhängt. Ein Ton bleibt immer 
„derselbe Ton, mag er laut oder schwach, von einem Kinde oder 
„einem Erwachsenen gesungen, mag er nun von einer Flöte oder 
„von einer Posaune hervorgebracht werden. Die rein musikalische 
„Wirkung irgend eines Tones hängt von seiner Stellung in dem 
„ab, was man technisch die Tonleiter nennt; ein und derselbe 
„Ton bringt hienach absolut verschiedene Wirkungen auf das Ohr 
„hervor, je nachdem er in Verbindung mit der einen oder einer 
„andern Reihe von Tönen gehört wird. 
„Es ist also diese relative Association von Tönen das Mo- 
„ment, von dem alle die wesentlich charakteristischen Wirkungen 
abhanden, welche man unter der Bezeichnung ,musikalischer Aus- 
„druck4 zusammenfasst. Warum aber gewisse Associationen von 
„Tönen gerade die und die, andre jene Wirkungen haben, ist ein 
. Problem, welches noch immer zu lösen bleibt, Allerdings müssen 
„diese Wirkungen auf die eine oder die andere Weise mit den 
„arithmetischen Verhältnissen zwischen den Schwingungszahlen 
„der Töne, welche eine musikalische Tonleiter bilden, in Verbin- 
„düng stehn. Und es ist wohl möglich, — doch ist dies eine 
„blosse Vermuthung, — dass die grössere oder geringere mecha¬ 
nische Leichtigkeit, mit welcher der schwingende Apparat des 
„menschlichen Kehlkopfes aus einem Schwingungszustand in den 
„andern übergeht, eine der ursprünglichen Ursachen gewesen ist, 
„weshalb verschiedene Reihen von Tönen ein grösseres oder ge¬ 
ringeres Vergnügen hervorgerufen haben.“ 
Lassen wir aber diese verwickelten Fragen bei Seite und be¬ 
schränken wir uns auf die einfacheren Laute, so können wii we-
	        
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