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Ausdruck der Hülflosigkeit.
Cap. 11.
lebte. Es mag noch hinzugefügt werden, dass dieses kleine Mäd¬
chen ihrem Pariser Grossvater im Gesichte in einem beinahe
lächerlichen Grade ähnlich ist. Sie bietet noch eine andre und
sehr merkwürdige Ähnlichkeit mit diesem dar, nämlich, dass sie
eine eigentümliche kleine Angewohnheit hat. Wenn sie unge¬
duldig irgend etwas zu haben wünscht, so streckt sie ihre kleine
Hand aus und reibt geschwind den Daumen gegen den Zeige- und
Mittelfinger, und diesen selben kleinen Zug bot unter denselben
Umständen ihr Grossvater sehr häufig dar.
Die zweite Tochter desselben Herrn zuckte auch ihre Schul¬
tern vor dem Alter von achtzehn Monaten und gab später die
Gewohnheit wieder auf. Es ist natürlich möglich, dass sie ihrer
ältern Schwester nachgeahmt haben kann, aber sie fuhr noch mit
dieser Bewegung fort, nachdem ihre Schwester die Gewohnheit
bereits verloren hatte. Anfangs war sie ihrem Pariser Grossvater
in einem mindern Grade ähnlich als ihre Schwester in demselben
Alter es war. Jetzt ist sie es aber in einem noch grossem Grade.
Auch sie übt noch bis heute die eigenthümliche Gewohnheit aus,
wenn sie ungeduldig etwas verlangt, ihren Daumen und ihre zwei
Vorderfinger aufeinander zu reiben.
In diesem letztem Falle liegt ein gutes Beispiel vor für die
in einem frühem Capitel gegebene Thatsache von der Vererbung
eines Zuges oder einer Geberde. Denn ich vermuthe doch, dass
Niemand eine so eigenthümliche Gewohnheit wie diese, welche
dem Grossvater und zweien seiner Enkelkindern gemeinsam war,
die ihn nie gesehen hatten, einem bloss zufälligeu Zusammentreffen
zuschreiben wird.
Betrachtet man alle diese Verhältnisse in Bezug auf den Um¬
stand, dass diese Kinder ihre Schultern zuckten, so lässt sich
kaum bezweifeln, dass sie diese Gewohnheit von ihren französi¬
schen Vorfahren geerbt hatten, trotzdem sie nur ein Viertel fran¬
zösischen Blutes in ihren Adern hatten und trotzdem ihr Gross-
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vater nicht häufig mit seinen Schultern zuckte. Darin, dass diese
Kinder durch Vererbung eine Gewohnheit in früher Kindheit er¬
langt und dann wieder aufgegeben haben, liegt nichts sehr Unge¬
wöhnliches, wenn auch die Thatsache interessant ist. Denn es