250
Ausdruck des Zorns.
Cap 10.
beleidigende Person aus. Die Schnelligkeit dieses Griffes ist, wie
Dr. Browne bemerkt, bei einem gewöhnlich so torpiden Wesen
merkwürdig, da dieser Mensch ungefähr fünfzehn Secunden braucht,
wenn er durch irgend ein Geräusch aufmerksam gemacht wird,
seinen Kopf von einer Seite zur andern zu drehen. Wenn ihm
in diesem wüthenden Zustande ein Taschentuch, ein Buch oder
irgend ein andrer Gegenstand in seine Hände gegeben wird, so
zieht er ihn nach seinem Munde und heisst ihn. Auch Mr. Nicol
\
hat mir zwei Fälle geisteskranker Personen beschrieben, deren
Lippen während der Wuthanfälle zurückgezogen werden.
Dr. Maudsley fragt, nachdem er verschiedene fremdartige
thierähnliche Züge bei Blödsinnigen einzeln geschildert hat, ob
dies nicht eine Folge des Wiedererscheinens primitiver Instincte
sei — „ein schwaches Echo aus einer weit zurückliegenden Ver¬
gangenheit, Zeugen einer Verwandtschaft, welche der Mensch
„beinahe verwachsen hat.“ Er fügt hinzu, dass, so wie jedes
menschliche Gehirn im Laufe seiner Entwicklung dieselben Zu¬
stände durchläuft, wie diejenigen, weiche bei den niedern wirbel¬
losen Thieren auftreten, und da das Gehirn eines Blödsinnigen
sich in einem gehemmten Entwickelungszustande befindet, wir ver-
muthen können, dass es „seine ursprünglichen Funktionen offen¬
baren wird, aber keine von den höhern Funktionen.“ Dr.
Maudsley meint, dass dieselbe Ansicht auch auf das Gehirn in
seinem degenerirten Zustande bei manchen geisteskranken Pa¬
tienten ausgedehnt werden dürfe und fragt; „Woher kommt das
„wilde Fletschen, die Neigung zur Zerstörung, die obscöne Sprache,
„das wilde Heulen, die anstössigen Gewohnheiten, welche manche
„geisteskranke Patienten darbieten? Warum sollte ein mensch¬
liches, seiner Vernunft beraubtes Wesen jemals im Charakter so
„thierisch werden, wie es bei manchen der Fall ist, wenn es nicht
„die thierische Natur ah sich hätte?“ 12. Allem Anscheine nach
muss diese Frage bejahend beantwortet werden.
11 Body and Mind, 1870, p. 51—53.