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Mittel des Ausdrucks bei Thieren.
Cap. 4.
Aufrichten der Hau tanh an ge. — Kaum irgend eine
Bewegung des Ausdrucks ist so allgemein wde das unwillkürliche
Aufrichten der Haare, Federn und andern Hautanhänge; denn
durch drei der grossen Wirbelthierclassen geht es gemeinsam
durch. Diese Anhänge werden unter der Erregung des Zornes
oder Schreckens emporgerichtet, ganz besonders wenn diese Ge-
müthserregungen mit einander verbunden sind oder schnell auf¬
einander folgen. Die Bewegung dient dazu, das Thier seinen Fein¬
den oder Nebenbuhlern grösser und furchtbarer erscheinen zu
lassen und wird allgemein von verschiedenen willkürlichen Be¬
wegungen, die demselben Zwecke angepasst sind, sowie von dem
Ausstossen wilder Laute begleitet. Mr. Bartlett, welcher über
Thiere aller Arten eine so reiche Erfahrung besitzt, zweifelt nicht
daran, dass dies der Fall ist f es ist aber eine davon ganz ver¬
schiedene Frage, ob die Fähigkeit des Aufrichtens ursprünglich
zu diesem speciellen Zwecke erlangt wurde.
Ich will zuerst eine ziemlich beträchtliche Menge von That-
sachen mittheilen, welche zeigen, wie allgemein diese Handlungs¬
weise bei Säugethieren, Vögeln und Reptilien ist; dabei behalte
ich das, was ich in Bezug auf den Menschen zu sagen habe, auf
ein späteres Capitel vor. Mr. Sutton, der intelligente Wärter
im zoologischen Garten, beobachtete für mich sorgfältig den
Chimpanse und den Orang; er gibt an, dass, wenn sie plötzlich
erschreckt werden, wie durch ein Gewitter, oder wenn sie zornig
gemacht werden, wie durch Necken, ihr Haar aufgerichtet wird.
Ich sah einen Chimpanse, der vom Anblick eines schwarzen Koh¬
lenträgers beunruhigt war; sein Haar richtete sich am ganzen
Körper in die Höhe; er machte kurze Ansätze nach vorwärts,
als wollte er den Mann angreifen, ohne irgend eine wirkliche
Absicht es zu thun, aber doch, wie der Wärter bemerkt, in der
Hoffnung, den Mann zu erschrecken. Wird der Gorilla zur Wuth
gereizt, so erscheint er nach der Beschreibung des Mr. Ford 9 „mit
„aufgerichtetem und vorstehendem Kamme, erweiterten Nasen¬
löchern und nach unten geworfener Unterlippe; zu gleicher Zeit
9 Citirt von Huxley in: „Zeugnisse für die Stellung des Menschen n
der Natur.“ Übersetzung. 1863. S. 59.