Volltext: System der Ästhetik. Erster Band

Viertes Kapitel : Bedeutungsvorftellung auf d. verfchiedenen äfthetifchen Gebieten. 119 
David weiß ich, daß ein Kundwerk aus Bronze, vor feinem heiligen darftellen- 
Georg, daß ein Werk aus Marmor vor mir lieht. Bin ich in einer denKönlten- 
Ausltellung von Werken Menzels, fo erkenne ich hier Öl-, dort Waffer- 
farbe, hier Bleiflift, dort Tufche, hier Leinwand mit Rahmen, dort 
Papier. Diefe mit den Gefichtswahmehmungen verfchmelzenden Be- 
deutungsvorltellungen betreffen nicht die dargeltellten Dinge, fondem 
die Stoffe, in und an denen er feine Arbeit vollführte. Und das Gleiche 
gilt von der Dichtkunfl. Ich weiß, daß ich aus Buchdaben und Silben 
bellehende Worte höre oder lefe. 
5. Außer den dinglichen und dofflichen gibt es noch technifche Technifche 
Bedeutungsvorllellungen. Und auch fie finden lieh auf beiden Gebieten : Bedevu0trungs* 
in den dardellenden Künden wie in der Tonkund. Unter technifchen Heilungen. 
Bedeutungsvordellungen verdehe ich folche, die fich auf die kündlerifche 
Bearbeitung des Stoffes beziehen. Es liegt in der Natur der Sache, 
daß zwifchen den dofflichen und den technifchen Bedeutungsvor¬ 
dellungen ein fließender Übergang bedeht. 
Vor Gemälden kommt dem Befchauer, auch wenn er nicht zu 
geändertem Urteilen und Kritiküben weitergeht, ungetrennt vom An- 
fchauen zu Bewußtfein, ob die vorliegende Malweife mehr die Form 
oder mehr die Farbe bevorzugt, ob die Farbenbehandlung breit oder 
verfchmolzen, fkizzierend oder genau ausführend id, ob der Maler 
in der Farbe und Form vereinfachend vorgegangen id oder nicht, ob 
und in welchem Grade er die Einzeltöne dem Gefamtton untergeordnet 
hat, u. f. w* Ich brauche mir darüber keine abgefonderten Gedanken 
zu machen; fchon im Schauen felbd kommt mir die kündlerifche 
Behandlungsweife zu Gefühl. Aber zur technifchen Bedeutungsvor- 
dellung gehört es auch fchon, wenn ich das eine Bild als Stillleben, 
ein anderes als mythologifches Gemälde erkenne. Es braucht nicht 
an Beifpielen verdeutlicht zu werden, daß auch dem dichterifchen und 
dem mufikalifchen Hören entfprechende Gewißheiten über die künd¬ 
lerifche Behandlung unwillkürlich entdehen. 
Nach dem Gefagten verhält fich die Tonkund zu den dardellenden zufammen- 
Künden rtickfichtlich der eigentlichen, unfymbolifchen Bedeutungs- falTung’ 
vordellungen folgendermaßen. Die dofflichen und technifchen Be¬ 
deutungsvordellungen find allen diefen Künden gemeinfam. Dagegen 
kommen dingliche Bedeutungsvordellungen nur den dardellenden 
Künden zu. In der Tonkund fehlen die Bedingungen zu ihrem Ent¬ 
dehen. Die kleineren und größeren Ganzen, die fich uns in den 
Tonverkntipfungen darbieten, geben vermöge ihrer Befchaffenheit zu
	        
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