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gerten Stadt herauszuholen. Durch den fortwährenden
Kanonendonner, durch die herabfallen den Geschosse, wie
durch den Anblick der überall brennenden Häuser sei
sie iu eine namenlose Angst gerathen und habe sich so
erschrocken, dass sie sofort intensive Schmerzen im Kreuze
fühlte, und eine erhebliche Schwäche in beiden Beinen
wahrnahm ; gleichzeitig sistirte die Periode, die eben
eingetreten war. Am nächsten Tage habe sie daun eine
unvollständige Lähmung beider Beine wahrgenommen,
so dass sie nicht mehr im Stande war, das Bett zu ver¬
lassen. Im Laufe der nächsten Monate besserte sich der
Zustand insofern, als sie wieder mit Krücken gehen
konnte; doch stellte sich ein Gefühl von Kribbeln und
Taubsein in beiden unteren Extremitäten ein, und da im
Monat Juli 1871 heftige Schmerzen im Kreuz und in
beiden Beinen auftraten, wandte sie sich im November
1871 zur Abhilfe ihrer Leiden an das hiesige Hospital.
Hier bekam sie häufig krampfhafte Contraetionen der
unteren Extremitäten, die mit intensiven Schmerzen im
Kreuz und in den Beinen verbunden waren, und ihr fiel
auf, dass schon bei leiser Berührung der Beine unwill¬
kürlich in letzteren Zuckungen eintraten. Der Urin war
stets trübe und wurde häufig unbewusst ins Bett gelassen.
Status praesens 23. Mai 1872. Patientin ist
mässig kräftig gebaut, ein wenig abgemagert; Fettpolster
gering. Muskulatur straff. Gesicht voll, etwas bleich.
Patientin liegt augenblicklich auf der rechten Seite mit
angezogenen Beinen. Gesichtsausdruck natürlich; Sen-
sorium frei. Die Klagen der Patientin beziehen sich auf
Schmerzen im Kreuz und in den Beinen, die an Inten¬
sität wechseln, von Zeit zu Zeit exacerbiren, aber nie zu
cessiren scheinen. —: Exacerbiren die Schmerzen, so be¬
ginnen dieselben in beiden Kniekehlen und ziehen sich
von da bis in die Füsse, andererseits nach dem Kreuz.
(Die Angaben der Patientin differiren etwas.) Die
Schmerzen bezeichnet sie als Reissen mit einem Gefühl