Volltext: Analyse der qualitativen Gefühle

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Niedere und höhere Gefühle. 
allzudeutlich ihre nahe Verwandtschaft und innigen Zusammen¬ 
hang mit den sinnlichen verrathen. Abgesehen davon, kann 
es für uns auf unserem Standpunkte nicht zweifelhaft sein, 
dass ebensowohl wie die sinnlichen auch die sogenannten 
psychischen in Nervenprocessen ihr völlig entsprechendes Sub¬ 
strat finden müssen und der Zusammenhang zwischen physischem 
Process und psychischer Empfindung in letzterem Falle nicht 
lockerer als im ersten sein kann, wenngleich uns hier die 
Leitungsbahnen und die Wirkungsweise des Reizes noch fast 
ganz und gar unbekannt sind. 
Aehnlich verhält es sich mit dem zweiten Unterschiede 
in niedere und höhere Gefühle, dem wir ohne Ausnahme 
bei allen Schriftstellern begegnen. Derselbe ist ohne Zweifel 
in so fern begründet, als sich in mannichfacher Hinsicht gerade 
bei den Gefühlen Verhältnisse der Ueber- und Unterordnung 
nachweisen lassen. Nur dass auch hier sich weder eine 
Zweitheilung (sondern mindestens eine mehrfache Theilung), 
noch überhaupt scharf* begrenzte Scheidungen festhalten lassen. 
Dann aber findet, wie gesagt, das Verhältniss der Ueber- und 
Unterordnung in mehrfacher Hinsicht Statt. Man kann ein 
Gefühl einmal ein höheres in so fern nennen, als es ein höher 
komplicirtes, d. h. von der rein physischen sinnlichen 
Basis weiter entferntes ist. In diesem Sinne ist z. B. ein 
intellektuelles oder moralisches Gefühl gewiss ein höheres als 
ein sinnliches, z. B. Wohlgeschmack und dergleichen. Ja 
Gefühle können in mehr als einer Beziehung höher entwickelt 
sein als andere, wie z. B. die Furcht vor dem Schlage sich 
zu dem einfachen Schmerze des Schlages verhält. 
In diesete* Sinne der höheren Entwicklung nimmt man 
es gewöhnlich, wenn man von höheren Gefühlen im Gegensatz 
zu niederen spricht. Es kann sich aber damit auch noch ein 
ganz anderer Sinn verbinden, nämlich der, dass damit die¬ 
jenigen Gefühle bezeichnet werden, welche für unser Denken 
und Handeln die höheren, leitenden Gesichtspunkte 
bilden. Jener Eintheilung liegt nun meist die Ansicht zu 
Grunde, dass Beides Zusammenfalle, das trifft aber sicherlich
	        
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