sowie auf die Gefühlslehre.
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weichbar sich darbietet. Ja vollends, wenn es sieh definitiv
bestätigen sollte, dass in den Hinterhömern des Rückenmarks
Achsencylinder gar nicht nnd nur Protoplasmafortsätze Vor¬
kommen, so dürfte das nur eine weitere Bestätigung jener
Theorie enthalten, da ja nach derselben die sensibeln Nerven
in die peripherische Region einmünden müssten.
Doch dergleichen mag der Physiologie überlassen bleiben.
Es versteht sich von selbst, dass mit dieser Theorie das letzte
Wort in der Sache noch nicht gesprochen ist. So scharf¬
sinnig auch z. B. die Erscheinung der „Hemmungen“ mit der¬
selben combinirt ist, so möchte ich doch bezweifeln, ob die
centralen Hemmungen*) ganz und gar hieraus abzuleiten,
ob hier nicht noch andere Ursachen, z. B. das Princip der
Kongestion der Säfte nach der am stärksten gereizten
Stelle und selbst mehr oder minder bewusste Willensaktionen,
zur Erklärung herbeizuziehen seien. Wie es nun aber auch
in diesem und vielleicht in manchem anderen Punkte mit der
specielleren Durchführung der Theorie sich verhalten mag, in
ihren Grundlagen, d. h. in ihrer Auffassung der chemischen
Minimal-Processe und der molecularen Vorgänge in der
Nervenfaser, dürfte sie wohl als ziemlich zuverlässig anzusehen
sein. Und dies ist der Punkt, der bei dem Versuche einer
physiologischen Begründung der Gefühlslehre hauptsächlich
ins Auge zu fassen sein dürfte. Hier bieten sich so augen¬
scheinliche, gleichsam mit Gewalt sich aufdrängende An¬
knüpfungspunkte für die psychologische Deutung des phy¬
siologischen Schemas dar, dass die leichte Anwendbarkeit sogar
eine Warnung vor zu schneller Hingabe an dieselbe in sich
schliesst. Nur eine gründliche Analyse der Gefühle in
ihren wechselnden Phasen und nur in so weit sie wirkliche
Uebereinstimmung mit den molekularen Vorgängen des
Nervenprocesses ergiebt, würde dazu berechtigen, auf
Grund der letzteren eine physiologische Gefühlstheorie
auszubilden.
Vergl. Thl. I. S. 124 f.
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