Objektivität des Begreiflichen und Treffenden.
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anderen begriffen wird, so ist doch auch diese immer das
Produkt eines Nachdenkens, zwar nicht des meinigen, wohl
aber irgend eines Anderen, dessen, der den Zusammenhang
in dieser Weise darstellt. Für mein Denken ist in diesem
Falle das Schlagende ein Objektives, während es an und für
sich gleichfalls ein Subjektives, ein Gedachtes ist. Giebt es
aber nicht auch eine völlig objektive Prägnanz, eine
den Thatsachen und Dingen an sich innewohnende
Evidenz? Wenn Jemand mit seiner Kraft, Stärke, Geschicklich¬
keit, Wohlhabenheit und Selbstständigkeit renommirt und ein Mal
übers andere versichert, er könne sich nicht denken, wie er
jemals in die Lage kommen könne, der Hülfe eines Andern
zu bedürfen : in demselben Augenblicke über einen Stein
stolpert, fällt und sich so verletzt, dass er nur mit meinem
Beistand von der Stelle gebracht werden kann: da muss man
doch sagen facta oder selbst saxa loquuntur: hier sprechen
die Thatsachen und selbst die Steine. Die Sache streift ans
Komische und würde mit einer leichten Veränderung komisch
sein können, z.B. wenn die Renommisterei sehr krass, der
Unfall nur momentan und unbedeutend in seinen Folgen wäre.
So wie sie erzählt, ist die Thatsache nur einfach bedeutsam,,
indem sie ad oculos die Lehre von der allgemeinen Hülfs-
bedürftigkeit des Menschen demonstrirt. Auch hier lässt sich
eine allmählich verlaufende Reihe formiren. Begreiflich, leichter
oder schwerer begreiflich sind alle Dinge und Thatsachen, in
so bedeutsamer, schlagender, fast Jedermann überzeugender
Kombination treten sie nur selten zusammen. In Verbindung
mit den verschiedenen Graden von Verstandesschärfe er giebt
sich daraus eine unendlich abgestufte Relativität der Begriffe
des Begreiflichen und des Bedeutsamen. Ein scharfer Ver¬
stand findet eine schlagende Kombination schon da, wo
ein anderer nur eben begreift und ein bornirtes, in ein¬
seitiger Richtung befangenes Denken übersieht auch den
evidentesten, jedem Andern gewaltsam sich aufdrängenden Zu¬
sammenhang.