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Die formalen Denk-Gefühle.
2. Materielle Wahrheits-Gefühle.
a. Wôhlgefuhl der geistigen Anstrengung;
b. Erfolgsaffekt derselben;
a. Freude über die gelungene Lösung;
ß. Interesse am Objekt.
Die erste dieser beiden Hauptklassen umfasst wesentlich
E i n h e i t s g e f ü h 1 e und schliesst sich mehr den ästhetischen
Gefühlen an, die zweite enthält die aus dem Denkakte selbst
resultirenden oder ihn begleitenden Gefühle, welche ihrem
Wesen nach theils den Muskel- und Innervations - Gefühlen,
theils den Erfolgsaffekten nahe stehen. Als specifisch intellektuelle
unterscheiden sich unsre Gefühle von ihren Verwandten der
ästhetischen und moralischen Klasse eben dadurch, dass sie
wesentlich der höheren Erkenntniss angehören, dass sie gerade
in dieser Form des Erkennens ein förmliches Bedürfniss jeder
höher entwickelten geistigen Existenz ausmachen. Uebrigens
bleiben die einzelnen Arten des intellektuellen Gefühls nicht
isolirt nebeneinander bestehen, sondern sie sind unter sich in
hohem Grade verwandt und gehen unter einander feste und
innige Verbindungen ein.
Wir betrachten jetzt die aufgezählten Gefühlsarten im
Einzelnen.
1. Die formalen Denk-Gefühle.
Dieselben sind, wie erwähnt, zunächst wesentlich den
ästhetischen Gefühlen verwandt, sie sind gewissermassen die
Bltithe, die geistige Spitze derselben. Nicht so ist es, wie
Euler vermuthete, dass uns das ästhetische Verliältniss gefällt,
weil es uns Erkenntniss giebt, sondern umgekehrt, es gewährt
uns Erkenntniss, weil es uns in so hohem Masse befriedigt.
Dadurch, dass rhythmische, symmetrische Kraft - Verhältnisse
uns in so energischer und wohlthuender Weise erregen, werden
gerade diese Erregungen uns besonders lieb und gewohnt,
verschmelzen am Innigsten mit unsrer Erinnerung, beherrschen
in besonders bevorzugter Weise alle andern Ideenverbindungen,