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Analyse des Kraft-Gefühls. Mimische Bewegung.
liehen ästhetischen Erregungsvorganges. Das wird ganz über¬
zeugend durch den Umstand erwiesen, dass es für den letzteren
last völlig unerheblich ist, ob das sinnliche Gefühl ein an¬
genehmes oder unangenehmes ist. Ein durch seine Stärke
und Dissonanz unangenehmes Geräusch kann ein befriedigendes
Kraftgefühl einleiten und ein an sich angenehmes Klingen
kann uns durch seine schwächliche Leere zum widerlichen
Geklingel werden.
Irren wir nicht, so ist der ästhetische Erregungs-Vorgang
etwa folgender. Die starken sinnlichen Gefühle spielen aller¬
dings in so fern .eine wesentliche Rolle, als sie den auslösenden
Reiz bilden für den ästhetischen Erregungsvorgang, der somit
in gewissen Gränzen auch proportional dem sinnlichen Gefühl
verläuft. Der starke sinnliche Reiz löst entsprechend starke
Bewegungen aus, zunächst einfach reagirende, wie sie dem
Bedürfniss, das durch die erregten Sinnen-Gefühle erweckt
wurde, entsprechen und in mehrfach erörterter Weise der sich
daran schliessenden Denk- und Willensentwicklung zur Grund¬
lage dienen. Daneben macht sich noch eine zweite Wirkung
geltend, eine sekundaire, aber doch noch sehr wichtige, die
mehrfach erwähnte physiognomische und mimische
Bewegung. Wir erwähnten bereits, dass auf letzterer das
wichtige Denkmittel der Sprache beruht, hier dürfte sich be¬
weisen lassen, dass auch unser ästhetisches Central- und Grund-
Gefühl ihr seinen Ursprung verdankt. Denn wie kämen wir
dazu, unsere Kraft mit der fremden zu vergleichen, ja wie
vermöchten wir es selbst? Wie kommen wir überhaupt dazu,
das Geräusch des Sausens durch die Luft mit dem dumpfen
Niederschlagen, der Erschütterung und Aufwühlung des Bodens
in ursächliche Verbindung zu setzen? Kein anderes Bindeglied
ist hier erfindlich, als die mimische Bewegung. Wir
ahmen die ganze Erscheinung in allen ihren Theilen nach,
die gehörten Geräusche, die gesehenen Bewegungen, die be¬
wirkten Veränderungen. In den früheren Entwicklungsstadien
haben wir sie durch wirklich ausgeführte Bewegungen nach¬
geahmt, das Sausen des Steins durch die Luft mit dem Sausen