Bemerkungen zm Theorie der Gefühle*
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Mü nstekkerg, speciell bei dem nicht auf äussere Effecte gerich¬
teten Streben an ihre Steile zu setzen geneigt scheint* Solche
■„Organeinpfindungen“ stellen sich ja freilich bei unserem Be«
sinnen, Erwarten, geflissentlichen Nachdenken u. dërgl. ein, nicht
nur reproducirte, sondern jetzt erzeugte, nicht nur Empli ad ungen
der „Kopfhautspannung“, sondern der Spannung in verschiedenen
Theilen des Körpers, der Beklemmung in der Brust und Kehle,
schliesslich gar des Kopfwehes, des Schwindels u. s. w. Aber
in der Identificirung derselben mit den Strebungsgefühlen läge
eine Verwechselung analog der KüLPE-LoTZE’schen von Schmerz-
empfindung und Unlustgefühl. Jene Empfindungen verhalten
sieh zu den seelischen Vorgängen des Besinnens, Erwartens,
Nachdenkens, wie sich die Bewegungsempfindungen bei gewollten
Bewegungen zu diesen Wollungen verhalten; d. h. sie sind die
Art, wie uns die körperlichen Wirkungen der seelischen Vorgänge,
hiebt unmittelbar diese, zum Bewusstsein kommen. Nun wissen
?wir, Bewegungsempfindungen, die aus unwillkürlichen, oder
physiologischem Zwang entstammenden Bewegungen sich ergeben,
also überhaupt Bewegungsempfindungen an sich, schliessen kein
Bewusstsein des Wollens oderStrebens in sich. Sie erscheinen
vielmehr lediglich als objective Erlebnisse, ganz ebenso, wie Tast-
hder Wärmeempfindungen als solche erscheinen. Sie stellen
sich nicht dar als „mein Thun“, sondern als Etwas, das mir
geschieht oder das ich erleide. Ebenso ist die Erinnerungs-
reproduction dieser Empfindungen, so lange nicht das Bewusst¬
sein des Wollens hinzu kommt, für uns nichts Anderes als
eben die Erinnerungsreproduction solcher objectiver Erlebnisse.
Gleicherweise nun könnten auch jene „Organempfindungen“,
wenn nicht das Bewusstsein des Strebens hinzukäme, nur
als objective Erlebnisse, ihre Erinnerungsvorsteliungen nur als
Erinnerungsvorstellungen von solchen erscheinen. Und sie er¬
scheinen thatsächlich so, wenn ich vom Strebungsgefühl abstra-
hire, oder nachdem dies verschwunden ist. Organempfindungen,
welche die Thätigkeit des Besinnens oder Nachdenkens begleiten,
können ja diese Thätigkeit überdauern. Dann sind sie für mich
tatsächliche körperliche Zustände, wie andere, Zustände,. die ich