Volltext: Zur Einfühlung

Theodor Lipps. 
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vollkommen Selbstverständliches. Manches Objekt kann gar 
nicht mein Objekt oder für mich da sein, wofern ich mich nicht 
irgendwie in dasselbe einfühle. 
Doch müssen wir zunächst etwas allgemeiner reden. Kein 
Gegensatz ist uns geläufiger oder sollte es sein, als der Gegensatz 
zwischen mir, dem Denkenden, und dem, was ich denken kann, 
zwischen dem denkenden Subjekt also und dem Denkbaren. 
Das Denkbare aber ist der „Gegenstand“. Und ich bitte 
jederzeit das Wort Gegenstand in diesem allgemeinsten Sinne 
zu nehmen. Gegenstand ist alles, was für mich, d. h. für ein 
denkendes Subjekt, Gegenstand sein kann, oder was für mich, 
d. h. für ein denkendes Subjekt, da sein kann. Gegenstand aber 
„für mich“ ist, was ich jetzt tatsächlich denke oder was jetzt 
tatsächlich für mich da ist. Denn das Gedachtsein von mir 
ist nichts anderes als das Dasein „für mich“. 
Danach gibt es nichts, was ich zum Gegenstand in Gegen¬ 
satz stellen könnte. Immer, wenn ich etwas ihm gegenüber¬ 
stellen wollte, müßte ich ja dies Etwas denken. Und damit 
würde ich den Beweis liefern, daß es ein Denkbares, also ein 
Gegenstand sei. Dagegen tritt allerlei in Gegensatz zum 
„Gegenstand für mich“. Dazu gehört auch alles, was ich 
jetzt nur erlebe, ich selbst, wenn ich nur da bin und mich 
erlebe, meine Lust oder Verzweiflung, die ich nur habe, ver¬ 
spüre oder fühle, kurz erlebe. 
Aber auch mich kann ich denken. Dann denke ich doch 
mich als den sich erlebenden. Und nicht minder kann ich 
Lust nicht nur haben und nicht nur tatsächlich verzweifelt sein, 
sondern auch diese Lust oder Verzweiflung denken. Dann 
denke ich meine eigenen Bewußtseinserlebnisse. Und immer 
kann ich oder können meine Bewußtseinserlebnisse von Anderen 
nicht erlebt, sondern nur g*edacht werden. In solchen Fällen 
aber bin ich und ist das, was ich in mir erlebe, sei es für 
mich selbst oder sei es für Andere, Gegenstand. Alles 
dergleichen ist also Gegenstand. Nur ist es subjektiver 
Gegenstand, d. h. ein Subjekt oder eine Bestimmtheit desselben, 
etwas, in dessen Natur es liegt, nur von Subjekten in sich er¬ 
lebbar und nicht etwa sichtbar oder hörbar, überhaupt sinnlich
	        
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