Zur Einfühlung. I. Die neugeschaffenen Gegenstände. j 13
weist. Ein Ereignis, dessen ich mich erinnere, ist für mich
nicht bloß das Ereignis, so wie es war und verlief, sondern es
ist außerdem auch das mir „wohlbekannte“ oder „über¬
raschende“, das unter gewissen Umständen stattfindende, das
Ereignis etwa, das meinen Freund betraf, usw. Ich bin darin
und mein Denken und Fühlen und vielleicht meine ganze Ge¬
schichte. So kann ich überhaupt nichts sehen oder erleben oder
vorstellen, ohne daß eine Spur von allem dem, was in mir war,
oder ein Index von ihm, für alle Zeiten ihm anhaftete.
Und zu diesem Interesse gesellt sich das dazu wiederum in
gewisser Weise gegensätzliche logische Interesse. Jeder „Gegen¬
stand für mich“ trägt sozusagen einen Schleier, der ihn von
dem reinen Gegenstand, d. h. von dem Gegenstand, so wie
er in sich selbst ist, unterscheidet. Diesen Schleier nun löst das
Um denken los. So entsteht der Gegensatz von Schein und
Wahrheit. Der Mars etwa tritt mir entgegen und ich habe,
sagen wir, über seine angeblichen Kanäle, diese oder jene
Meinung. Aber der Sachverhalt, den ich behaupte, ist nur
„Schein“. In „Wahrheit“ verhält es sich ganz anders.
Allen solchen Fällen nun ist es gemeinsam, daß in ihnen
das Ich oder Subjekt irgendwie in dem Objekte liegt. Zwischen
dem Objekt und mir ist eine Brücke geschlagen, auf der ich
in das Objekt hinüberwandere. Ich bin eben, wenn ein Objekt
für mich da ist, jedesmal dabei.
Diesen Fällen nun ist die Einfühlung, von der wir reden wollen,
gleichartig. Doch hat sie auch wiederum, entsprechend dem
besonderen Namen, ihr Eigentümliches. In dem Objekte liegt
für uns neben seinen objektiven Faktoren ein subjektives Element
als mitkonstituierender Faktor. Das Objekt ist belebt in diesem
vollen oder eigentlichen Sinne des Wortes. Es schließt ein
Bewußtseinserlebnis in sich, also wiederum mich selbst, nur in
dieser neuen Form. Ohne dies könnte es gar nicht bestehen.
Dies ist die Tatsache der Einfühlung. Indem ich aber diese
Tatsache der Einfühlung genauer bestimme, versuche ich zugleich,
sie als das erscheinen zu lassen, was sie ist, nämlich als etwas