Volltext: Zur Einfühlung

Zur Einfühlung. XV. Nachtrag. 
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überspringen gelinge, so erscheine auch bei ihm die Tätigkeit 
als eine größere. 
Indessen dies wäre doch nur eine scheinbare Gleichsetzung 
beider Fälle. Gewiß ist die Tätigkeit des zweiten eine größere 
als diejenige, die erforderlich wäre, wenn die Furcht vor dem 
Hemmnis, das überwunden werden soll, nicht da wäre. In der 
Tat aber wird sie durch die Furcht vor dem Hemmnis in sich 
selbst gelähmt. Dagegen bleibt die Tätigkeit bei dem, der 
keinerlei solche Furcht verspürt, durch solche Furcht ungelähmt 
und kann nur, eben weil sie dadurch nicht gelähmt ist, größer 
erscheinen. 
Wie man sieht, haben wir es hier mit einem Gegen¬ 
sätze zu tun, der bei allem Streben und aller menschlichen 
Tätigkeit vorliegt und uns aus dem gemeinen Leben wohl 
bekannt ist. Wir kennen alle den Gegensatz der Tätigkeit, 
die wächst, indem Hindernisse obwalten, und der Tätigkeit, die 
durch Hindernisse vielmehr gelähmt wird; der Tätigkeit, die 
durch Hindernisse zu besonderem Leben geweckt, und der 
Tätigkeit, die durch dieselben relativ ertötet wird, der Tätigkeit, 
die wir um der Möglichkeit willen dabei Hindernisse zu über¬ 
winden, suchen, und der Tätigkeit, die wir aus gleichem Grunde 
vielmehr fliehen. Wir alle kennen die verlockende Kraft der 
Hindernisse einerseits und ihre abschreckende Kraft andrerseits. 
In der Willenslehre und auch in pädagogischer Hinsicht ist 
dieser Gegensatz von größter Bedeutung. 
Immer aber ist dies in seiner Wurzel ein Gegensatz der 
Hemmung, die von außen her das Ergebnis der Tätigkeit 
bedroht, und der Hemmung, die in der Tätigkeit selbst ihren 
Sitz hat. Mit uns wohlvertrauten Ausdrücken können wir auch 
sagen: Im einen Falle ist die Gegentendenz odeç Hemmung 
bzw. was sie in sich schließt, dem Tätigen gegenständlich, d. h. 
sie steht ihm gegenüber, im andern Falle dagegen ist sie in 
ihm und in der Tätigkeit als sein Zustand. Das ist allgemein 
das die Stärke der Tätigkeit oder die ausgesprochene Willens¬ 
natur Charakterisierende, daß bei ihr ein Auseinanderreißen und 
Sichentgegensetzen des zu erreichenden Zieles und der Hemmung 
stattfindet, dagegen ist es für den Schwankenden, Bedenklichen
	        
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