Zur Einfühlung. II. Bestimmtheiten der Gegenstände.
141
Und zweitens: Es soll auch hier nicht geredet werden von
irgendwie gearteten Bestimmtheiten, die in einem gegebenen
Falle von den Gegenständen, sei es in Wahrheit, sei es nur
vermeintlich, gelten, sondern einzig von solchen, in deren Wesen
es liegt, sei es für mich, sei es in Wahrheit Geltung- zu haben*
Doch dies ist ja am Ende selbstverständlich. Indem ich eine
besondere Art von Bestimmtheiten als „geltende“ heraus¬
nehme, kann ich nur solche meinen, deren unterscheidendes
Wesen im Gelten besteht. Statt dessen kann ich auch sagen, die
geltenden Bestimmtheiten, von denen ich rede, sind Geltungen.
Sie sind natürlich nicht der abstrakt allgemeine Gegenstand
„Geltung überhaupt“. Sondern sie sind das einzelne Beispiel
der in Wahrheit oder vermeintlich bestehenden Geltung, sie
sind dies, daß von einem Gegenstände für mich dies oder jenes
Bestimmte gilt. Sie sind die Eigentümlichkeit der Gegen¬
stände, die darin besteht, daß von ihnen dies oder jenes Be¬
stimmte gilt.
Was aber von Gegenständen gilt oder, um einen anderen
Ausdruck zu gebrauchen, was von ihnen g-efordert ist, das
ist allemal eine Weise meines Verhaltens oder Tuns. Es ist
ein Denkakt oder eine bestimmt geartete Wertung, eine bestimmt
geartete Wollung, eine Handlung usw.
Spreche ich also von einer geltenden Bestimmtheit, so meine
ich damit eine Eigentümlichkeit, die ein Gegenstand für mich
hat und die darin besteht, daß der Gegenstand eine bestimmte
Weise meines Verhaltens, einen bestimmten Denkakt, eine be¬
stimmte Wertung usw. fordert oder daß eine solche von ihm
gilt. Ich meine die Eigentümlichkeit des Gegenstandes, die darin
besteht, daß er, so wie er nun einmal beschaffen ist oder mir
erscheint, diese ihrem Inhalt nach bestimmte Forderung an mich
stellt. Ich meine diese für mich ihm anhaftende Geltung
oder Forderung.
Solche geltenden Bestimmtheiten sind etwa die Wirklichkeit
eines Gegenstandes, die Gleichheit oder Ungleichheit, die Ähnlich¬
keit, etwa zweier Farben, kurz, diejenigen Relationen, die ich im
Unterschied von anderen, vor allem von den räumlichen, zeit¬
lichen und sonstigen Beziehungen und den numerischen