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Theodor Lipps.
ist ein solcher Induktionsschluß der einzige Weg, auf dem ich
sicher von einem einzelnen zu einem andern einzelnen gelange.
Nur das A überhaupt ja ist dem Ax und A2 gemeinsam, nur
dadurch sind sie aneinander gebunden. Und soll nun B darum,
weil es an Ax gebunden ist, zugleich für mich an A2 gebunden
sein, so kann dies nur geschehen, wenn B an dies Gemeinsame,
also an A überhaupt, gebunden ist oder für mein Bewußtsein
ihm zugehört.
Damit also hat sich für uns jetzt die Frage nach dem
Analogieschluß offenbar in die Frage nach dem Induktions¬
schluß verwandelt. Zugleich aber gewinnen wir hier die Antwort
auf die Frage, wie denn jenes Bewußtsein der allgemeinen Zu¬
sammengehörigkeit, von dem ich sagte, daß es nicht ein Urteil
sei, zum Urteil werde, wie also der Induktionsschluß und mit
ihm der Analogieschluß tatsächlich zustande komme.
Es ist aber leicht zu sehen, inwiefern wir sie gewinnen. Man
weiß, ein Induktionsschluß ergibt sich nicht aus einer Prämisse, z.B.
Ax ist B, allein, sondern er hat mehrere Prämissen. Diese nun
sind es, die das Wunder der Verwandlung des Bewußtseins der
Gesetzmäßigkeit in das entsprechende Urteil, also des Zustande¬
kommens des Induktionsschlusses, bewirken.
Ehe wir aber davon reden, benutzen wir die Gelegenheit,
um auf einen scheinbaren Widerspruch hinzuweisen, der in jenem
Satze liegt, das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit sei nicht
ohne weiteres ein Urteil der Zusammengehörigkeit. Dieser
Widerspruch besteht in der Tat, wenn wir das Bewußtsein der
Zugehörigkeit in dem Sinne nehmen wie wir es gewöhnt sind,
d. h. im Sinne des wirklichen oder vermeintlichen Wissens um
diese Zugehörigkeit, also im Sinne des Urteils. Denn daß ein
Urteil nicht von sich selbst verschieden sei, leuchtet ja ein.
Aber wir nehmen eben das Bewußtsein der Zugehörigkeit
hier in einem weiteren Sinne. In welchem aber, dies macht uns
am leichtesten der Hinweis auf einen analogen Fall deutlich, der
schon einmal Gegenstand unserer Besprechung war. Es kann
in mir ein Streben sein nach einem Genuß und zugleich ein
Gegenstreben, das Streben, den Genuß uns nicht zu verschaffen,
sondern statt dessen eine Pflicht zu tun. Zwischen beiden