Zur Einfühlung. XIII. Die Einfühlung in die fremde sinnliche Erscheinung usw.
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einer vertikalen Linie im Lichte einer Abbiegung- erscheinen
lassen. Dies geschieht, wenn an die vertikale Linie einmal die
geradlinige Fortsetzung, zum andern die schräge Linie nach
Art der Linie B C, von der vorhin die Rede war, sich anfügt.
Diese beiden Linien, also die geradlinige Fortsetzung und die
schräg abbiegende Linie, die ja beide von einem Punkte aus¬
gehen, werden nun auch aufeinander bezogen und scheinen
voneinander durch eine entsprechende Tätigkeit abzubiegen.
Die Folge ist, daß nun die geradlinige Fortsetzung auch von
der vertikalen Linie, deren Fortsetzung sie ist, abzubiegen
scheint. Und sind zwei parallele vertikale Linien da, so scheinen
ihre geradlinigen Fortsetzungen gegeneinander zu geneigt,
während sie in Wahrheit zueinander gleichfalls parallel sind.
Nicht minder als im obigen Falle der Abbiegung könnte auch
von der horizontalen geraden Linie, von der vorhin die Rede
war und die auf die Linien A bis E nach oben zu folgte, gesagt
werden, daß sie abbiege, nämlich von dem vorangehenden und
sukzessive nach oben sich erweiternden Liniensystem A B C D E.
Und auch sonst würden wir nach oben schon Gesagtem wiederum
anderen Gruppen der geometrisch-optischen Täuschungen uns
nähern und zu schon besprochenen Fällen zurückkehren, wenn
wir das Abbiegen und die aus ihm sich ergebenden geometrisch¬
optischen Täuschungen weiter betrachten wollten. Dies ist
kein Wunder, da recht wohl eine und dieselbe Täuschung unter
verschiedene Gesichtspunkte gebracht werden kann, wenn die
verschiedenen Gesichtspunkte nicht verschiedene Erklärungen
sind, sondern nur verschiedene Bezeichnungen für eine und die¬
selbe Erklärung.
Zur Einfühlung.
Xin. Die Einfühlung in die fremde sinnliche Erscheinung
und der Analogieschluss.
Es ist eine alte und vielgehörte Wendung, wir gelangten
zum Bewußtsein eines Anderen, d. h. eines anderen Individuums,
einer anderen Person, kurz eines „mir“ gleichartigen Wirklichen