Zur Einfühlung. IX. Das Wesen der Einfühlung und die Assoziation. 333
oder Weise meiner Auffassungstätigkeit ist, doch zu dem auf-
gefaßten Gegenstand, und macht eine Bestimmtheit desselben aus.
Ein Beispiel, das für uns ein neues, aber doch einem öfter
herangezogenen gleichartig ist, mag, was ich hier meine, ver¬
deutlichen. Indem ich ein gelbliches Weiß ein warmes nenne,
will ich zunächst gewiß nicht sagen, daß ihm neben seiner
Gelblichkeit, oder vermöge derselben auch noch ein höherer
Temperaturgrad nach Celsius oder Reaumur zukomme. Ich will
aber auch nicht bloß sagen, daß innere Erwärmtheit, diese Ge¬
mütsverfassung, die ich mit dem Warm meine, in mir zugleich
sich finde, daß die Farbe mich innerlich erwärme, sondern daß
die Farbe für mich eine warme sei. Diese Wärme der Farbe
kann aber doch nichts sein, als diese in mir vorhandene innere
Erwärmtheit; nur daß sie für mich zugleich dem Gegenstände
eigen ist. Sie kann aber, und muß darum für mich dem Gegen¬
stand eigen sein, weil doch die Beschaffenheit des Gegenstandes
die Eigenart der Gemütsverfassung für mich an sich trägt, sie
bedingt, in sich schließt. Und ich kann sie nur als dem Gegen¬
stände eigen, also als seine Bestimmtheit erkennen, indem ich
auf den Gegenstand hinblicke, und indem ich dies tue, nicht
auf mich hinblicke. Obgleich also das Aufgefaßtsein des Gegen¬
standes oder sein Dasein für mich nicht von dem so beschaffenen
Gegenstände mitgenommen wird, wenn ich ihn und nur ihn im
Auge habe, so muß die Weise der Auffassung des Gegenstandes,
in unserm Falle die innere Erwärmtheit, von dem Gegenstände
mitgenommen werden, weil sie durch den Gegenstand in ihrer
Eigenart bedingt ist, und insofern zu ihm gehört. Kurz, die
Farbe ist für mich eine warme, sowie eine andre, etwa ein
bläuliches Weiß für mich eine kalte ist. Sie wird als eine solche
von mir notwendig aufgefaßt.
Zur vollen Klarheit über das Wesen der Einfühlung ist
schließlich aber noch erforderlich, daß wir die Einfühlung der
Assoziation entgegenstellen. In der Tat müssen wir beide ein¬
ander entgegenstellen. Denn Einfühlung ist etwas von Asso¬
ziation durchaus verschiedenes, Gewiß kann die Einfühlung zu