Zusätze zu den Assoziationsgesetzen.
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wenn das Ganze, zu dem die Teile sich vervollständigen, ein ur¬
sprüngliches Ganze ist. Sie ist Erfahrungsassoziation, wenn es ein
aus an sich selbständigen Vorgängen durch die Erfahrung gewor¬
denes Ganze ist. Daß an sich selbständige Vorgänge durch das
Zusammentreffen in der Seele zu Gesamtvorgängen werden, dies
eben ist das Besondere der Erfahrungsassoziation.
Noch eine besondere Bemerkung zur Änlichkeitsassoziation ist
erforderlich. Ähnlichkeitsassoziation, so sagte ich, ist die Ähnlich¬
keit, sofern sie psychisch wirkt. Sie ist also die Ähnlichkeit —
nicht der Inhalte, sondern der Vorgänge.
Diese Ähnlichkeit nun kann zugleich, aber sie muß nicht, eine
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Ähnlichkeit der Inhalte sein. Wir sahen schon, es gibt eine Ähn¬
lichkeit oder Übereinstimmung des »affektiven Charakters« von Em-
pfindungen oder Vorstellungen, der keine Ähnlichkeit in den In¬
halten entspricht. Und diese Ähnlichkeit wirkt nicht minder.
Diese Behauptung müssen wir steigern : Die Übereinstimmung des
affektiven Charakters ist eine vor allem wirksame Ähnlichkeits¬
assoziation. Ähnlichkeiten sind vor allem dann psychisch wirksam,
wenn sie nicht nur Ähnlichkeiten der Inhalte, sondern Überein¬
stimmungen des affektiven Charakters sind. Töne erinnern leicht
an Farben von gleichem affektiven Charakter, obgleich, wie oben
gesagt, Töne und Farben, diese Bewußtseinsinhalte, völlig dis¬
parat sind.
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Dazu tritt eine zweite Bemerkung. Ähnlichkeit kann auch ab¬
gesehen von dem soeben Gesagten verschiedener Art sein. Sie
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besagt das eine Mal, daß das Ähnliche durch wenig Zwischenstufen
sich ineinander überführen läßt. Diese Ähnlichkeit nennen wir
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qualitative Nachbarschaft. Solcher Art ist die Ähnlichkeit
zweier hinsichtlich der Höhe sich nahe stehender Töne, oder die
Ähnlichkeit einer Kreislinie und einer Linie, die annähernd kreis¬
förmig ist.
Dieser Ähnlichkeit nun steht eine andere von völlig entgegen¬
gesetztem Charakter gegenüber. Ich meine die Ähnlichkeit, die
sich scheidet in völlige Gleichheit und deutliche Ungleichheit: Er¬
lebnisse sind qualitativ aneinander gebunden durch ein in ihnen
identisch wiederkehrendes Gemeinsames, das aber in beiden
nach divergierenden Richtungen differenziert ist. Dieser Art ist