Spezielleres über Arten des Abnormen.
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Nachdem aber die Kraft einmal von diesem Vorgang angeeignet
ist, bleibt sie ihm. Sie wird nicht, oder wird mit verminderter
Leichtigkeit und Vollkommenheit vom apperzeptiven Zusammen¬
hang absorbiert. So wird vielleicht vom Individuum in der unter-
apperzeptiven Sphäre eine nicht allzu einfache geistige Leistung voll¬
bracht, während es bewußterweise mit etwas völlig Anderem be¬
schäftigt, etwa in einer Unterhaltung begriffen ist.
Solche Vorkommnisse sind doch wiederum nur eine Steigerung
dessen, was auch normalerweise geschieht. Ich gehe vielleicht
mit Sicherheit und ohne Unterbrechung »automatisch« oder »me¬
chanisch« meines Weges, oder radle, summe vielleicht gleichzeitig
ein Lied vor mich hin, oder aber ich spiele mit irgendeinem Gegen¬
stand, während ich einem beliebigen Gedankenzusammenhange, der
mit allem dem nichts zu tun hat, ebenso ununterbrochen nachgehe,
und darauf allein achte und innerlich unmittelbar mich darauf be¬
zogen finde.
Dies ist verständlich aus der relativen Selbständigkeit der ein¬
zelnen psychischen Vorgänge und Zusammenhänge von solchen über¬
haupt, die überall der Assimilation und Absorption entgegensteht.
Das Auszeichnende jener pathologischen »Spaltung« ist nur dies,
daß vermöge der dabei vorausgesetzten allgemeinen Dissoziation diese
Selbständigkeit erhöht ist, und demgemäß in der unterapperzeptiven
Sphäre auch andere, als solche eingeübte und darum geringerer
Kraft bedürftige Vorgänge und Zusammenhänge sich abspielen
können.
Spezielleres über Arten des Abnormen.
Mit der »Neurasthenie« zeigt verwandte Züge die »manische De¬
pression«. Diese wiederum kann ein Bild gewähren, das sie von
der pathologischen Melancholie schwer unterscheiden läßt. Doch
scheinen die Zustände, die mit diesen verschiedenen Namen be¬
zeichnet werden, auch wiederum wesentlich verschieden.
Oben war die Rede von der »normalen« melancholischen Stim¬
mung und dem melancholischen Temperament; und vorhin wurde
wiederum hingedeutet auf die Grundbedingung dieser »Melancholie«.
Sie besteht in einer Herabsetzung der »aktiven Reizbarkeit« oder