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Besondere psychische Zustände.
der uns umgebenden Welt, und der ordnenden und regelnden
Wirkung, die dieselbe im wachen Leben jederzeit auf unser Vor¬
stellungsleben übt, insonderheit auch der Wegfall der praktischen
Zwecke, welche sich uns aus der Wahrnehmung, und den durch
dieselbe geweckten Vorstellungen ergeben.
Andererseits ist zu beachten, daß im wachen und normalen
Leben jede auftauchende Vorstellung in vielerlei Beziehungen mit
anderen Vorstellungen verwoben, und in ihrer Wirkung durch sie
bedingt ist. Es treten ihr hemmend und korrigierend gegenüber
die Gegenvorstellungen, das Gegenwissen und die Gegenempfin¬
dungen. Es konkurrieren an jedem Punkte miteinander mannig¬
fache Assoziationen, so daß schon die Richtung des Vorstellungs¬
verlaufes als eine Auswahl aus vielen Möglichkeiten sich darstellt.
Und diese Auswahl ist bestimmt durch allgemeine erfahrungsgemäße
Beziehungen, Gewohnheiten des Erlebens, Gesetze, die die Erfahrung
hat entstehen lassen, praktische Regeln.
Im Schlafe aber können alle diese Beziehungen mehr oder
minder gelöst sein. Die Vorstellungen folgen sich dann, wie es
jene oben angegebenen Momente, und die »zufällig« funktions¬
fähiger gebliebenen Assoziationen, und die zufällig leichter repro¬
duzierbaren Gedächtnisspuren vorschreiben. So wird ohne weiteres
das regel- und sinnlose Hin- und Hergehen der Traum Vorstellungen
verständlich.
Es begreift sich insbesondere aus dem Wegfall der Gegen-
empfindungen und des Gegen wisse ns der Eintritt der Traum¬
halluzinationen und Traumillusionen, und der Glaube an die Wirk¬
lichkeit der Traumphantasmen; nicht minder aus dem Wegfall der
Gegengründe oder Gegenmotive das Zustandekommen sinnloser
Akte des Strebens oder Wollens.
Es begreift sich auch die beliebige Verwandlung von Traum¬
bildern in andere, ohne daß der Träumende sich darüber verwundert
oder den Widerspruch gewahr wird. Was hier fehlt, ist das Zu-
sammenapperzipieren der sich folgenden Vorstellungen, die Ver¬
webung in eine Einheit, die Inbeziehungsetzung derselben, das Ver¬
gleichen und Aneinandermessen, das Einordnen in die erfahrungs¬
gemäßen Zusammenhänge, in die Gewohnheiten oder Gesetze des
Geschehens, in die Regeln des Verhaltens. Auch dies alles setzt eben