Gesetz des Lustgefühls.
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Formgesetz die Einheit schafft, mit dem Kuppelbau, bei welchem
die Unterordnung des Bauwerkes unter den von der Kuppel über¬
wölbten Teil zur Einordnung in das gemeinsame Gesetz hinzutritt.
Aber auch das Lustgesetz der monarchischen Einheit ist zugleich
ein Gesetz der Differenzierung, d. h. die Lust wächst nicht mit dem
Grade der Unterordnung, sondern in dem Maße, als unbeschadet der
vollkommen sicheren Unterordnung doch zugleich das Untergeord¬
nete möglichste selbständige Bedeutung hat. Es gefällt das »Gleich¬
gewicht«, wie in der Einordnung in das Gemeinsame, so auch
der monarchischen Unterordnung; wobei unter dem »Gleichge¬
wicht« eben dies verstanden ist, daß die Selbständigkeit des Ein¬
zelnen der Einordnung bzw. Unterordnung ein Gegengewicht bietet.
S. S. 97 ff.
Das Gesetz der Vereinheitlichung durch ein Gemeinsames, und
ebenso das Gesetz der monarchischen Unterordnung, ist, nach
Früherem, ein Gesetz der psychischen Kraftersparnis. Je inniger die
Vereinheitlichung ist, um so mehr mindert sich der Anspruch des
Einzelnen und damit des Ganzen auf die psychische Kraft. Dagegen
steigert sich der Anspruch auf die psychische Kraft mit der Selb¬
ständigkeit des Einzelnen oder der Teile des Ganzen. Sofern
Letzteres der Fall ist, stimmt jene Forderung des »Gleichgewichtes«
überein mit der oben aufgestellten allgemeinen Regel des Lust¬
gefühls, derzufolge die Höhe des Anspruches auf die psychische
Kraft eine Bedingung der Höhe des Lustgefühles ist. Vgl. S. 259 f.
Damit erscheint das Gesetz der Lust an Gegenständen einer¬
seits als ein Gesetz der Kraftersparnis, andererseits als ein Gesetz
der Beanspruchung psychischer Kraft oder der kraftvollen Be¬
tätigung der Seele. Beides faßt sich zusammen in dem Einen: Die
Lust wächst mit der Kraftersparnis bei möglichst kraftvoller psychischer
Betätigung.
Eine erhöhte Beanspruchung psychischer Kraft schließt aber nicht
nur die relative Selbständigkeit der Teile eines komplexen Gegen¬
standes in sich, sondern es ist solche eingeschlossen auch schon in
der psychischen Energie, welche die Teile des Gegenstandes an und
für sich besitzen. Andererseits erhöht sich der Anspruch auf die
psychische Kraft mit dem Umfang des Ganzen. So ist, wenn wir
alles zusammenfassen, die Lust an einem Gegenstände bedingt durch