Das Wirklichkeitsstreben.
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Gegenstandes oder einer Verknüpfung oder Zusammenordnung
von solchen. Dasselbe ist nichts anderes als die mit der Geltungs¬
forderung, die in jeder solchen Vorstellung an sich betrachtet liegt,
Hand in Hand gehende »Erfüllungstendenz« — siehe S. 163 fr. —.
Vorausgesetzt ist, daß ich nicht bereits die Gewißheit habe,
das Vorgestellte sei wirklich oder werde ohne mein Zutun wirklich
sein, oder daß nicht die Vorstellung des Gegenstandes, oder die
vorgestellte Relation zwischen Gegenständen bereits als zweifellos
geltend von mir erkannt ist. In diesem Fall ist zum Streben
kein Grund. Es fehlt die eine Bedingung desselben, nämlich die
Hemmung.
Eine solche Hemmung besteht aber jederzeit, wenn mir ein Vor¬
gestelltes als ein nur Mögliches erscheint. Dabei ist zu beachten:
Wie das Streben psychologisch betrachtet ein Streben nach dem
Bewußtsein der Wirklichkeit oder Geltung, so ist die Hemmung,
psychologisch betrachtet, nicht das, was der Verwirklichung des
Zieles tatsächlich entgegensteht, sondern das, was von mir als
derselben entgegenstehend erlebt oder gewußt wird. Richtiger ge¬
sagt: Es ist mein Erleben desselben oder mein Wissen davon. Es
ist mein Erleben dessen, oder mein Wissen von dem, was gegen
das Bewußtsein der Wirklichkeit »spricht«; mein Wissen vom
gegenwärtigen Tatbestände, der und soweit er dies Bewußtsein
noch negiert und es weiterhin zu negieren droht; im übrigen von
allem dem, was die Wirklichkeit des Erstrebten als unwahrscheinlich,
zweifelhaft, oder, wie ich schon sagte, als »nur möglich« erschei¬
nen läßt. Es ist mit einem Worte mein Wissen von den »Gegen¬
gründen« gegen das Bewußtsein der Wirklichkeit oder Tatsächlich¬
keit des Erstrebten. Wir drücken dies kurz so aus: Die zum Wirk¬
lichkeitsstreben gehörige Hemmung ist die »Vorstellung der
Gegengründe «.
Daß ich eine Ziel Vorstellung habe, und dieser die Vorstellungen
der Gegengründe oder diese von mir erlebten oder gewußten Hem¬
mungen gegenüberstehen, dies begründet nun aber noch nicht ohne
weiteres ein aktuelles Streben. Sondern dazu ist noch allerlei
erforderlich.
Zunächst selbstverständlich dies, daß die Zielvorstellung und
die Vorstellungen der Gegengründe nicht nur potentielle, sondern