Volltext: Leitfaden der Psychologie

Substrat und Substanz. 
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zu einem seelischen Geschehen A ein bestimmtes anderes, B, nicht 
einfach darum, weil A dies bestimmt beschaffene A, B dies be¬ 
stimmt beschaffene B ist, sondern nur in diesem individuellen Zu¬ 
sammenhang oder in diesem Individuum. Das Individuum oder der 
»Zusammenhang« im Individuum erst bindet die Teile eines seelischen 
Gesamtgeschehens aneinander, oder fordert ihr Zusammensein. In 
einem anderen individuellen Zusammenhang oder in einem anderen 
Individuum wären andere Vorgänge aneinander gebunden. 
* Und eben damit nun erweist sich der fragliche »Zusammenhang« 
als, oder damit ist er, ein eigenartiger realer Gegenstand. Und er ist 
als gesetzmäßiger Zusammenhang, oder soweit er dies ist, d. h. 
soweit er in einer und derselben Weise, nach dem gleichen Gesetz, 
die Bindung vollzieht, oder die Forderung des Zusammen stellt, ein 
sich selbst gleicher oder identischer — abstrakter, darum nicht 
minder realer — Gegenstand. Nichts anderes aber als dies ist die 
»Seele«, oder ist das »Substrat« des seelischen Geschehens, oder 
ist die »seelische Substanz«. 
* Genau ebenso aber und in völlig gleichem Sinn ist die mate¬ 
rielle Substanz, etwa das Atom, nichts anderes, als der individuelle 
gesetzmäßige »Zusammenhang« von bestimmten Eigenschaften oder 
»Kräften«, d. h. Wirkungen, letzten Endes von physischen Phäno¬ 
menen. 
* Das endgültige und letzte psychische ebenso wie materielle 
Substrat ist aber freilich der »Zusammenhang« des Weltgeschehens 
überhaupt, oder das »Substrat« der Weltgesetzmäßigkeit. 
* Erst aus dem Begriff des Substrates heraus bekommt auch der 
Begriff der »Bestandteile« und der Begriff der »Eigenschaften« 
seinen eigentlichen Sinn. »Bestandteile« sind einem Substrat »inhä- 
rierende«, oder von ihm »gehabte« Teile, als solche. Und 
»Eigenschaften« eines Dinges sind Merkmale, die und sofern sie 
durch ein Substrat oder einen individuellen »Zusammenhang« nach 
Gesetzen der Erfahrung aneinander gebunden sind. Sie sind, für 
sich betrachtet, ebenso wie die »Substrate«, Abstrakta, weil dies »für 
sich Betrachten« ein Absehen ist von dem, wodurch sie aneinander 
gebunden sind, ihre Betrachtung als Bestandteile oder Eigenschaften 
aber die Zusammengehörigkeit mit einem Etwas, dessen Bestandteile 
oder Eigenschaften sie sind, kurz einem »Substrat«, in sich schließt.
	        
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