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Die Apperzeption.
ein eigenartiges, nicht weiter zurückführbares, Bewußtseins¬
erlebnis bezeichnet.
Hiermit ist zugleich das Wesen des Abstraktums bezeichnet.
Ein Abstraktum ist dasjenige, das in solcher und nur in solcher
Weise apperzeptiv verselbständigt werden kann, in dem also, bei
aller apperzeptiven Verselbständigung, jederzeit der Hinweis auf ein
Anderes, nämlich dasjenige, von dem abstrahiert wird, notwendig
mitapperzipiert wird. Es ist, negativ gesagt, der Teilgegenstand
eines Gesamtgegenstandes, der nicht ein numerisches Element einer
Menge ist, in welche der Gesamtgegenstand ohne Rest, und ohne
Widerholung, zerteilt werden könnte. Er ist, in diesem Sinn, ein
» unselbständiger« Teilgegenstand.
* Diese Abstrakta sind von mehrfacher Art. Lassen wir vorerst
diejenigen Abstrakta außer Betracht, die sich aus der numerischen
und der komplexen Einheitsapperzeption und der zugehörigen
Analyse ergeben; und denken wir im übrigen in erster Linie an
die Gegenstände der sinnlichen Wahrnehmung. Dann ist ein erster
Grundgegensatz der Gegensatz der »Merkmale« und ihrer »Träger«.
Der »Träger« »trägt« das Merkmal, ist seine »Basis«, hat es an
sich, oder besser, in sich; das »Merkmal« determiniert den Träger,
d. h. bestimmt ihn genauer, individualisiert ihn, vervollständigt ihn
in sich selbst. Aber nicht umgekehrt. Die Farbe etwa verhält
sich zu »ihrem« Sättigungsgrad, der Ton zu »seiner« Intensität wie
der Träger zu seinem Merkmal. Hier »trägt« die Farbe den be¬
stimmten Sättigungsgrad in sich, der Ton »hat« die Intensität; aber
es »hat« nicht umgekehrt der Sättigungsgrad die Farbe; die Inten¬
sität ist nicht »Basis« für den Ton, sie »trägt« ihn nicht. Und es
wird das Allgemeine, das das Wort »Ton« bezeichnet, in sich selbst
näher bestimmt oder vervollständigt durch den Hinzutritt der Intensität,
aber es wird nicht umgekehrt das, was ich mit dem Worte »Inten¬
sität« meine, in sich selbst näher bestimmt oder vervollständigt
durch den Zusatz, daß sie Intensität eines Tones sei.
* Träger können aber wiederum Merkmale sein für allgemeinere
Träger; und umgekehrt, Merkmale Träger für individuellere Merk¬
male. »Merkmale« und »Träger« sind also nichts Absolutes. Son¬
dern sie sind Merkmale bzw. Träger mit Rücksicht aufeinander.
* So hat etwa der Sättigungsgrad eines Rot das Rot zum Träger;