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Erster Abschnitt. Uber das Wesen der Tiefenwahrnehmung.
dauernd V vorn. Auch in diesem Grenzfall zeigt sich für
Momente jenes Schwanken, welches wir bei der Behandlung des
anderen Grenzfalles beschrieben haben. Innerhalb dieser Grenzen
— bei mir und Fri. W. zwischen ca. 150—400 mm — liegt das
Gebiet, für welches der Satz gilt: Der Konvergenzbereich, inner¬
halb dessen bei ungezwungenem Verhalten der Faden V deutlich
vornsteht, ist relativ grofs oder relativ klein, je nachdem die
Rahmen relativ nahe an den Spiegeln oder relativ fern von den¬
selben stehen. Die beiden Grenzfälle, in denen entweder a oder
V im allgemeinen und mit einiger Konstanz überhaupt nicht
mehr vorn gesehen wird, lassen sich, wie unmittelbar er¬
sichtlich, als Spezial- bzw. Grenzfälle des eben rekapitulierten
Satzes betrachten.
Ich selbst habe diese Beobachtungen bei oft wiederholter
Nachprüfung immer von neuem bestätigt gefunden. Wurde der
Versuch in der Weise angestellt, dafs dem linken Auge das
Fadenpaar, dem rechten Auge der Einzelfaden dargeboten wurde,
so waren bei Fri. W. miteinander übereinstimmende Resultate
nicht zu erzielen, weil in diesem Falle bei den verschiedensten
Konvergenz- und Rahmenstellungen ein starkes Schwanken des
Tiefeneindrucks zu beobachten war. Bei mir selbst machte sich,
wenn das Fadenpaar links dargeboten wurde, anfangs dieselbe
Störung geltend; aber je öfter ich den Versuch wiederholte, um
so mehr schien der Unterschied zwischen dem Falle der links¬
seitigen und dem der rechtsseitigen Darbietung des Doppelfadens
an Deutlichkeit abzunehmen, und zur Zeit der endgültigen Aus¬
arbeitung des Versuchsprotokolls ist ein solcher Unterschied über¬
haupt nicht mehr zu konstatieren.
Bei den soeben geschilderten Versuchen besafs der Faden¬
abstand (a-b) die Werte 5, bzw. 8; 11 und 14 mm. Etwas
andere Erscheinungen ergeben sich bei noch kleinerem Faden¬
abstand. Beträgt der Fadenabstand 2 mm, so wird bei Ver¬
minderung des Konvergenzgrades von Fri. W. niemals, von mir
nur äufserst selten ein Umschlag bemerkt, wohl aber nimmt der
Tiefeneindruck auch in diesem Falle an sinnlicher Lebhaftigkeit
und Eindringlichkeit ab. Durch noch weitere Verkleinerung des
Fadenabstandes (auf 1 mm) kann ich es erreichen, dafs der Um¬
schlag auch bei mir gänzlich ausbleibt. Steigerung des Kon¬
vergenzgrades bewirkt bei Verwendung der kleinst-
möglichen Fadenabstände — bei mir und Fri. W. —