442 Zweiter Abschnitt. Scheinbare GrÖfse u. psychologische Grundlagen usw.
jektive Gröfsenmafsstab schon bei ein- und demselben Individuum im
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Laufe seines Lebens nicht unerheblich, und hängt diese Änderung mit dem
Verhalten der Aufmerksamkeit zusammen — welches ja seinerseits wieder
-durch die Interessenriehtung des betreffenden Wesens und durch die Ge¬
samtheit seiner Lebensbedingungen bestimmt wird — so ist es in hohem
Mafse wahrscheinlich, dafs der subjektive Gröfsenmafsstab verschiedener
Wesen ein ganz verschiedener sein wird.
Unsere Theorie der scheinbaren Gröfse steht weiter durchaus
in Einklang mit dem, was über die Bedeutung der Aufmerksam¬
keitswanderung für die Wahrnehmung der Tiefe (vgl. 102) und
für die Sehrichtung (S. 328) festgestellt wurde.
Was zunächst die Bedeutung der AufmerksamkeitsWanderung
für die Sehrichtung betrifft, so sahen wir, dafs den Sehdingen
durch Wanderung der Aufmerksamkeit nach rechts ein Rechts¬
wert, durch Wanderung der Aufmerksamkeit nach links ein
Linkswert erteilt wird u. s. f. Wird nun ein Objekt sehëinbar
vergröfsert, so dehnt es sich scheinbar nach rechts und links,
nach oben und unten aus, d. h. der Rechts- und Links-, der
Oben- und Untenwert seiner einzelnen Teile wird vergröfsert.
'Dieser Vergröfserung der Links-, Rechts-, Oben- und Untenwerte
entspricht nun aber auch hier ein Wandern der Aufmerksamkeit
nach den eben genannten Richtungen. Indem wir Mikropsie
durch Makropsie ersetzen, zwingen wir ja die Aufmerksamkeit
nach den genannten Richtungen zu wandern ; denn während bei
Mikropsie das ganze Objekt gleichzeitig erfafst wurde, mufs die
Aufmerksamkeit bei Makropsie, wofern nicht nur ein kleiner
Teil des Objektes, sondern das ganze Objekt erfafst werden soll,
nach rechts, nach links, nach oben und unten wandern, da ja
das KosTEßsche und das AuBEßT-FoERSTERsche Phänomen nach
den Ergebnissen unserer Untersuchung unmittelbar an den
Nahe-, bzw. Fernimpuls geknüpft ist. Ganz gleiches wie für die
subjektive Mafsstabänderung durch Konvergenz- und Akkom-
modationsmikropsie oder -makropsie gilt natürlich — hier, wie in
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sämtlichen unserer Überlegungen — immer auch für die Ände¬
rungen des subjektiven Mafsstabes, welche ohne Verwendung von
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Instrumenten bei der Änderung der Entfernung des Objektes
auftreten. Die Verhaltungsweise der Aufmerksamkeit wird in
diesem letzteren Falle wahrscheinlich nicht nur durch die Akkom¬
modation und Konvergenz, mit der ja gewisse Verhaltungsweisen
der Aufmerksamkeit assoziiert sind, sondern auch noch durch eine