378 Zweiter Abschnitt. Scheinbare Gröfse u. psychologische Grundlagen >mw.
wohl vereinbar, wenn man annimmt, dafs die Wahrnehmung der
gesteigerten Eindringlichkeit und diejenige der gesteigerten
Sättigung ähnliche, und darum der Verwechslung ausgesetzte
Vorgänge sind, dafs m. a. W. in dem ersten und dem letzten
Vorgang ein oder mehrere übereinstimmende Partialprozesse ent¬
halten sind.
Derselbe Gedankengang, welcher von dem komplexen Beobach¬
tungsresultat hinsichtlich der SättigungsVerhältnisse Rechenschaft
gibt, vermag auch den komplexen Tatbestand hinsichtlich der Hellig¬
keitsverhältnisse verständlich zu machen. Auch bei grauen Vor¬
lagen wird, ganz ebenso wie bei farbigen Vorlagen, nach längerer
Beobachtung ausgesagt, „eigentlich“ werde nur der „Gesamtgegen¬
satz zwischen Objekt und Grund“ eindringlicher. Aber trotz¬
dem besteht auch hier eine starke Tendenz, diese Veränderung
dahin zu interpretieren, dafs bei Mikropsie ein dunkles Objekt
auf hellem Grunde dunkler, ein helles Objekt heller erscheine
als bei Makropsie. Diese Tendenz macht sich wiederum besonders
stark am Anfang der Versuche geltend, hört aber auch später¬
hin, wenn die „eigentliche“ Veränderung bereits erkannt ist,
nicht auf, ihre Wirksamkeit zu entfalten. Bei mir persönlich ist
sogar die Tendenz, bei farblosen Objekten das „Eindringlicher¬
werden des Gesamtgegensatzes“ als eine Helligkeitsänderung des auf¬
geklebten Objektes zu interpretieren, sicher stärker als die Tendenz,
welche bei farbigen Objekten dahin wirkt, die Eindringlichkeitsände¬
rung als eine Änderung der Sättigung aufzufassen ; denn während
die letztere Tendenz bei mir ausbleibt, nachdem die „eigentliche“
Veränderung oft und mit Aufmerksamkeit beobachtet worden ist,
macht sich die erstere Tendenz auch bei längerer Fortsetzung
der Versuche immer wieder von neuem geltend. Bei den Ver¬
suchen Kosters scheinen die Vpn. sogar nur unter dem Ein-
flufs dieser Tendenz geurteilt zu haben.
Die Tatsache, dafs eine Tendenz besteht, die eigentlich statt-
findende Änderung, nämlich die Eindringlichkeitsände¬
rung des Gesamtgegensatzes, als eine Helligkeitsänderung auf¬
zufassen, wird wieder — ganz wie in dem oben besprochenen
analogen Falle — verständlich durch die Annahme, dafs die
Wahrnehmung von Eindringlichkeitsunterschieden und diejenige
von Helligkeitsunterschieden ähnliche, und darum der Ver¬
wechslung ausgesetzte Vorgänge sind, dafs m. a. W. in dem
ersteren und in dem letzteren Vorgang ein oder mehrere über-