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Erster Abschnitt. Uber das Wesen der Tiefemvahrnehmung.
miteinbeziehen, so lehrt ein Überblick über unsere Beobachtungen,
dafs es immer dieselben Faktoren sind, oder genauer, dafs es
immer derselbe Faktor ist, welcher ein Undeutlicher- bzw. Deutlicher¬
werden des Tiefeneindrucks herbeiführt. Wir werden diese offen¬
kundige Verkettung von Undeutlichkeit des Tiefeneindrucks (im
engeren Sinne) einerseits und Ausfall des Zwischenmediums ander¬
seits, — eine Verkettung, die uns an den verschiedensten Stellen
unserer Untersuchung immer wieder begegnet — auch nicht als
eine Unbegreiflichkeit hinzunehmen haben, vielmehr wird uns
an einer späteren Stelle unserer Untersuchung jene Zusammen¬
gehörigkeit und Verkettung verständlich werden (6. Kap.). —
Ordnen wir jetzt einmal die verschiedenen Beobachtungs¬
fälle in eine Reihe, indem wir mit denjenigen Fällen beginnen,
bei denen der Tiefeneindruck am undeutlichsten ist, bzw. regel-
mäfsig fehlt, und indem wir dann die übrigen in einer solchen
Reihenfolge nachfolgen lassen, dafs in jedem einzelnen der Fälle
der Tiefeneindruck deutlicher ist als im vorhergehenden !
An den Anfang zu setzen ist der Fall, dafs die Fäden im
Dunkeln unter dem Einflufs einer besonders darauf gerichteten
Willensintention „starr“ angesehen werden. In diesem Falle
schienen die Fäden bei beiden Vpn. ganz oder annähernd in
einer Ebene zu liegen (S. 93; 98). — Da sich in dem Augenblick, in
welchem das ungezwungene Verhalten im Dunkeln durch absicht¬
liches „Anstarren“ ersetzt wird, die Gestalt des Beobachtungs¬
objektes, wofern sie vorher noch prismatisch war, regelmäfsig
der Ebene annähert, so bewegen wir uns sicher in aufsteigender
Reihe, wenn wir jetzt den Fall des ungezwungenen Verhaltens
im Dunkeln folgen lassen.
Unserem Vorsatz, in auf steigender Reihenfolge vorzugehen,
bleiben wir treu, wenn wir nun zu dem Falle des absichtlich
wandernden Blickes im Dunkeln übergehen; denn in diesem Falle
ist bei der Vp. M. der Tiefenabstand zwischen dem Mittelfaden
und der Ebene der Seitenfäden stets gröfser als bei ungezwungenem
Verhalten (S. 94), und bei der Vp. K. taucht das Zwischen¬
medium, welches im Falle des ungezwungenen Verhaltens ganz
fehlt, bei absichtlich wanderndem Blick für Momente auf (S. 98) —
Das Prinzip der aufsteigenden Reihenfolge fordert nunmehr den
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Übergang zu dem Fall, in welchem sich die Vp. bemüht, das
im Dunkeln ungezwungenerweise auftretende Verhalten im Hellen
beizubehalten, d. h. — nach unseren obigen Darlegungen — die