104 Erster Abschnitt. Über das Wesen der Tiefenwahrnehmung.
Auf Grund unserer Versuche können wir die gekennzeichnete
Erklärung nicht als ausreichend ansehen. Allerdings ist Poppee-
reuter darin durchaus zuzustimmen, dafs das Vorhandensein
empirischer Anhaltspunkte am Beobachtungsobjekt den Einflufs
der Quer disparation im allgemeinen in erheblichem Mafse
unterstützen kann. Gerade vom Standpunkt unserer Ergebnisse
aus ist das verständlich. (Vgl. 2. Kap. § 5.)
Dafs eine Kombination von Glühfäden im Dunkeln ein Ob¬
jekt darstellt, welches nur wenig empirische Anhaltspunkte dar¬
bietet, läfst sich nicht leugnen. Allein die Verminderung der
Zahl der empirischen Anhaltspunkte am Beobachtungsobjekt kann
für die Mangelhaftigkeit der Tiefenwahrnehmung im Dunkeln
darum nicht verantwortlich gemacht werden, weil der Tiefenein¬
druck bei einer Modifikation des Versuches, bei der die Zahl der
empirischen Anhaltspunkte jedenfalls nicht vermehrt, eher noch
weiter verringert wird, seine volle sinnliche Deutlichkeit und
seinen vollen, durch die Hinzufügung weiterer empirischer An¬
haltspunkte kaum überbietbaren Betrag zurückgewinnt. Bei
unseren Versuchen war ja die Anordnung in einen dunkeln
• •
Kasten eingebaut, der nur eine Öffnung hatte, nämlich den
Ausschnitt des zu einer Wand des Kastens umgestalteten Vor¬
satzschirmes, durch den hindurch die drei Fäden gesehen wurden.
Bei Anstellung der Versuche unter den angegebenen Kautelen
waren, wie wir S. 95 hervorhoben, an dem Beobachtungsobjekt
und in seiner unmittelbaren Umgebung im Dunkeln eher mehr,
sicher nicht weniger Details sichtbar als im Hellen, eine Tatsache,
die wegen der Dunkeladaptation verständlich ist, Wenn man
sich, ohne Vergleichs versuche anzustellen, damit begnügt, die
Mangelhaftigkeit des Tiefeneindrucks zu konstatieren, welcher
bei Darbietung von Glühfäden im Dunkeln resultiert, oder wenn
man diesen Tiefeneindruck lediglich mit dem an einem detail-
reicheren Objekt erhaltenen Tiefeneindruck vergleicht, so wird man
allerdings fast mit Notwendigkeit auf den Gedanken hingeführt,
den Mangel an empirischen Anhaltspunkten für die Unvoll¬
kommenheit des von den Glühfäden erweckten Tiefeneindrucks
verantwortlich zu machen. Allein wir stellen ja neben dem Ver¬
such, bei welchem der Tiefeneindruck so unvollkommen ausfällt,
einen anderen Versuch an, bei welchem der Detailreichtum des
Objektes sicher nicht vermehrt, eher noch weiter vermindert
wird, und wir erhalten einen sehr viel deutlicheren Tiefenein-