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dieser Entwickelungsstufe sind in dem Entoderm zuerst Sekretions¬
zellen entstanden, welche Sekrete zum Zwecke der Verdauung
erzeugt haben, und daher darf man sich auch vorstellen, daß bei
dieser Differenzierung in bezug auf Form und Funktion die Plasma¬
membran sich gewandelt hat. Wir haben oben (8. Kapitel) die
Sekretionszellen als solche Zellen angesehen, bei denen durch die
chemischen Veränderungen im Inneren die Plasmahaut an der
äußeren sezernierenden Seite bei der Sekretion zerstört wird. In¬
folgedessen erzeugen sie eine Potentialdifferenz zwischen der
äußeren und inneren Fläche einer sezernierenden Haut (Schleim¬
haut oder äußerer Haut). Das Membranpotential der inneren
Seite der Zell en erzeugt nach der oben aufgestellten
Theorie eine Wasser treibende Kraft, welche bei der
Sekreti on zur Wirkung kommt.
Ebenso mögen auch bei der Entwickelung niederster Metazoen
Resorptionszellen in dem Entoderm entstanden sein, bei deren
Tätigkeit auch das Membranpotential zur Förderung des Flüssig¬
keitsstromes in die Gewebe beizutragen begonnen hatte, und die
sich bei weiterer höherer Entwickelung der Organisation in die
spezifischen Resorptionszellen der Darmschleimhaut und ihrer
Zotten umgebildet haben. Für diese Zellen haben wir nach der
aufgestellten Theorie das Membraopotential der äußeren resor¬
bierenden Seite derselben als Quelle einer Wasser treibenden Kraft
vermutet.
Was wir hier von den Zellen der tierischen Organismen in
bezug auf die Bedeutung des Membranpotentials gesagt haben,
können wir auch auf die Zellen der pflanzlichen Organismen über¬
tragen. Die einzelligen Pflanz en, zu denen man die Bakterien
rechnet, sind den Protozoen in ihren wesentlichen physiologischen
Eigenschaften gleich. An diesen sind ja namentlich die Erschei¬
nungen der Elektrokinese festgestellt worden. Sie besitzen also
nach unserer Theorie ein Membranpotential. Die physiologische
Bedeutung desselben werden wir nach unserer Auffassung auch
in der Regulierung des Wassergehaltes zu suchen haben. Die
Festhaltung von Wasser in den Keimen und Sporen von Pilzen
auch im lufttrockenen Zustande scheint mir für die Erhaltung
der Keimfähigkeit von besonderer Wichtigkeit zu sein. Bei den
aus der phylogenetischen Entwickelungsreihe hervorgegangenen
mehrzelligen Pflanzen ist das Membranpotential der Zellen bei