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Wert. Aber schließlich hat die Natur gewissermaßen die Gelegen¬
heit benutzt, durch Funktionswechsel aus diesen Elementen Organe
zu schaffen, deren Elektrizitätsproduktion einen beträchtlichen
Energiewert nach außen hin besitzt — die elektrischen
Organe. Noch eine andere Beziehung elektrokinetischer Art
werden wir dem Membranpotential im Zellenleben zuzuschreiben
haben. Somit hätten wir den elektrischen Eigenschaften in den
Organismen eine allgemeinere biologische Grundlage gegeben, welche
den Titel dieses Buches „Elektrobiologie“ rechtfertigen möge.
Dieser Gedanke soll in den Schlußbetrachtungen (s. unten) weiter
ausgeführt werden.
Gehen wir nun zu den Beweisen für diese Theorie über.
Zuerst wählte ich zur Untersuchung solche Gewebe, welche wäh¬
rend des Lebens der Wasserverdunstung ausgesetzt sind. Ich
stellte daher Versuche an der Froschhaut an, welche ein sehr ge¬
eignetes Objekt hierzu ist und außerdem elektrische Potential¬
differenzen besitzt. Wenn es richtig ist, daß die lebenden Zellen
das Wasser fester binden als tote, so muß in dem toten Gewebe
die Verdunstung unter gleichen Bedingungen, d. h. bei gleicher
Temperatur und gleichem Wassergehalt der Luft schneller vor sich
gehen als an dem lebenden. Es war notwendig, hierzu zwei Haut¬
stücke von möglichst gleicher Beschaffenheit, den symmetrischen
Stellen des Körpers entnommen und von gleicher Oberfläche zu
gleicher Zeit an demselben Orte miteinander zu vergleichen, das
eine lebend (frisch, überlebend), das andere auf irgend eine Weise
abgetötet. Die Abtötung wurde meistens durch Erwärmen auf 45
bis 50° C in einem kleinen abgeschlossenen Röhrchen vorgenommen.
Zuerst wählte ich eine Methode, welche von dem bekannten
Liebigschen Versuche über die Imbibitionskraft von Membranen
ausging. Wenn man eine Membran über das trichterförmig ge¬
staltete obere Ende eines langen Rohres bindet, das Ganze mit Wasser
füllt und das untere Ende des Rohres in eine Schale mit Hg einstülpt,
so sieht man infolge der Verdunstung desWassers auf der Membran
das Hg in dem Rohre allmählich bis zu einer gewissen Höhe steigen.
Diese Höhe gibt die Imbibitionskraft der Membran an.
Wenn nun an der lebenden Membran die Verdunstung lang¬
samer erfolgt als an der toten, so muß eine Differenz im Steigen
der Hg-Säule in diesem Versuche zu beobachten sein. Es wurden
in diesen Versuchen, um sie schneller zu beenden, Kapillarröhren