Methodik der psychologischen Ermüdnngsmessung
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hat, kann man einerseits, wie vorher beschrieben, an den Knrven
erkennen, andererseits dnreh Kontrollapparate prüfen. Die Er¬
gebnisse der vasomotorischen Begleiterscheinnngen sind bei wirk¬
licher aktiver Bewegung die gleichen wie bei reiner Bewegungs-
vorStellung. Das Blut strömt in vermehrter Menge zu den äußeren
Körperteilen und auch, was durch besondere Kurven hier nicht
dargestellt ist, zum Gehirn, während die Bauchgefäße sich kon¬
trahieren. Der Zweck dieser Blut Verschiebungen ist leicht ein¬
zusehen. Die vermehrte Zufuhr zu den Extremitäten muß die
Funktion der Muskulatur verbessern und dafür Sorge tragen, daß
die durch die Bewegung sich bildenden Ermüdungsstoffe möglichst
schnell fortgespült werden. Daß die oben erwähnten vasomotorischen
Erscheinungen bei passiver Bewegung nicht auftreten, beweist
am besten, daß durch den psychologischen Vorgang der Bewegungs¬
vorstellung erst der Beiz auf das Vasomotorenzentrum gelangt,
um von dort aus seine Impulse auf die Gefäßnerven zu verteilen.
VIII. Die psychologische Ermüdungsmessung.
In den vorhergehenden Kapiteln sind die Apparate, Technik
und Methodik für vasomotorische Untersuchungen beschrieben
worden. Die Fehlerquellen sind auseinandergesetzt und die Er¬
gebnisse bei psychischer Einwirkung mitgeteilt. Will man die vaso¬
motorischen Begleiterscheinungen der psychischen Ermüdung
studieren, so wird man selbstverständlich immer wieder auf
die Kormalkurve zurückkommen müssen. Der Untersucher kann
sich durch Vergleich seiner gewonnenen Kurve mit den hier mit¬
geteilten darüber orientieren, ob er seine Versuche in richtiger
Weise angestellt hat, oder ob nicht eine der beschriebenen Fehler¬
quellen vorliegt, die sowohl in den Apparaten, wie in der Versuchs¬
person liegen kann. Es sei deshalb nochmals der Gang der Unter¬
suchungen samt den Fehlerquellen dar gestellt.
Die Versuchsperson muß frisch und ausgeruht sein; Spannungs¬
und Erwartungszustände dürfen nicht bestehen oder müssen vorher
beseitigt werden; sie darf nicht nervös sein, bei den Versuchen
nicht zittern. Die zu untersuchenden Körperteile müssen absolut
ruhig in den Apparaten liegen, was durch Kontrollapparat extra
festgestellt werden kann. Die Versuchsperson muß bequem sitzen
können ; der Arm darf sich in der Gummimanschette nicht bewegen ;
der Ellenbogen muß fest in der Stütze liegen. Ober- und Unterarm
müssen einen rechten Winkel bilden; die Apparate, besonders
der Plethysmograph, müssen dicht sein (jeder Apparat ist auf seine
Festigkeit und Wasserundurchlässigkeit vorher zu prüfen). Das
Wasser im Plethysmographen muß körperwarm und frei von Luft¬
blasen sein; die Gummi Schläuche müssen gleich lang und dick sein;
Abderhalden, Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden. Abt. VI, Teil B/II. 110