Methodik der psychologischen Ermüdungsmessung
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die zuerst von S. Mayer1) beobachtet sind. Sie treten unregelmäßig
auf und sind bezüglich ihrer Ausdehnung länger als die Atmungs-
wellen. Sie sind durch Erregungszustände des Yasomotorenzentrums
und dadurch bedingter Änderung im Kontraktionszustand der
Gefäße hervorgerufen. Ähnliche unregelmäßige Schwankungen
kommen außerdem noch an der Volumkurve der ruhenden un¬
tätigen Versuchsperson vor, die sich durch das schnellere Abfallen
der Volumveränderung von der oben genannten unterscheidet.
Sie sind, wie durch zahlreiche Untersuchungen bewiesen, durch das
willkürliche Eintreten irgendeiner psychischen, zum Teil unbewußten
Tätigkeit bei der Versuchsperson bedingt (Auftreten eines lebhaften
Gedankens). Ist jede psychische Tätigkeit ausgeschlossen, so fehlen,
wie Lehmann2) durch Experimente in der Hypnose naehgewiesen
hat, diese Schwankungen in der normalen Kurve. Außerdem kann
noch zum Beweis angeführt werden, daß man jederzeit durch eine
bewußte psychische Arbeit eine starke Volumverminderung herbei¬
führen kann.
Bei allen vasomotorischen Untersuchungen kommt es nur auf
den qualitativen Effekt an, während eine genaue Messung der
quantitativen nicht möglich ist.
VI. Der Einfluß der psychischen Arbeit auf die Blutverteilung.
Im folgenden sollen die vasomotorischen Begleiterscheinungen
bei psychischer Arbeit und Ermüdung dar gestellt werden. Aus
dem Verhalten der typischen Veränderungen kann man dann auf
die Bichtigkeit der angewandten Methodik schließen. Daß Menschen
gerade auf vasomotorische Beize verschieden reagieren, ist ja ge¬
nügend bekannt ; die einen erröten oder erbleichen leicht, die anderen
nur unter dem Einfluß starker psychischer Einwirkungen. Infolge¬
dessen wird man auch bei unseren Untersuchungen die besten
Besultate erhalten, wenn man sich vasomotorisch empfindliche
Versuchspersonen aus wählen kann. Eine gewisse Anzahl wird man
zu den Experimenten überhaupt nicht gebrauchen können, weil
sie zu nervös und aufgeregt sind, um die für das Schreiben der
Volumkurve notwendige Buhe des Armes zu bewahren.
Insbesondere wird man Frauen im Klimakterium von den
Versuchen ausschließen müssen, da ihr Vasomotorenzentrum sieh
in einem dauernden Beizzustand befindet, das zu eklatanten vaso¬
motorischen Blutverschiebungen Anlaß gibt. Sie zeigen, wie ich
nachweisen konnte, atypische Armkurven, die auch bei spezifischen
physikalischen und psychologischen Einflüssen in eigenartiger
Weise verändert sind3).
1) S. Mayer: Sitzungsber. #>d. Akad. d. Wiss. Wien. 74. VII. 281 (1876).
2) Lehmann: Körperliche Äußerungen psychischer Zustände. 41 (1899).
3) B. Zondek: Zeitschr. f. Geburtsh. u. Gynäkol. 1920.