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G. Störring
zugestandenen Empfindungen vor, während und nach der Ent¬
leerung des Rektums kommen, habe ich sehr charakteristische
Empfindungen aus der Lunge und dem Herzen. Sowohl bei lange
dauernder gebückter Haltung des Oberkörpers, als bei längere
Zeit künstlich angehaltenem Atem und bei Tiefatmen habe ich
charakteristische Empfindungen, die ich unmöglich auf die aus¬
gebreitete, beim Atmen beteiligte Muskulatur beziehen kann.
Beim Valsalsaschen und beim JJis. Müllerschen Versuch sind diese
Empfindungen in gesteigertem Maße vorhanden. Von einem im
Beobachten geübten Emphysematiker wurde mir versichert, daß
,seine asthmatischen Zustände unausgesetzt von charakteristischen,
nnlustbetonten Empfindungen begleitet seien, die sich steigerten,
wenn ihn das Leiden besonders belästigte. Da die Tätigkeit der
Atemmuskeln beim Emphysem schwerlich eine sehr behinderte
ist, jedenfalls nicht entsprechend den Atembeschwerden, so dürften
diese Empfindungen doch wohl aus der Lunge selbst stammen,
also wohl aus den Alveolen.
Was die Empfindungen aus dem Herzen betrifft, so treten
.sie bei jeder namhaften Veränderung der Herztätigkeit auf. Die
Wirkung des Kaffees, eines Antipyrinpulvers (1 g), einer schweren
Zigarre, die des schnellen Laufens, des plötzlichen Erwachens
nach einem erregenden (insbesondere schreckhaften) Traume, zahl¬
reiche Affekte, am meisten das Erschrecken, aber auch große
Müdigkeit empfinde ich am Herzen in charakteristischen Emp¬
findungen, die je nach den einzelnen Ursachen wieder qualitativ
etwas verschieden sind. Während der Zeit meiner Herzneurose
empfand ich alles schnelle Gehen, alle Müdigkeitszustände und den
Hunger in Form einer schmerzhaften, in der Herzgegend lokali¬
sierten Empfindung. Each dem Erschrecken oder schnellem Auf¬
stehen aus der Ruhelage, ebenso bei schnellem Laufen kann ich jede
einzelne Herzkontraktion mit den inneren Empfindungen ver¬
folgen und habe mich oft mittels Betastens des Herzens von der
Koinzidenz des innerlich empfundenen und äußerlich getasteten
Herzschlages überzeugt.
Zu diesen Beobachtungen füge ich noch in Kürze alle die
weiteren hinzu, die wohl von jedermann zugestanden werden.
Wir empfinden den Hunger, den Durst (wahrscheinlich bis in den
Schlund hinab und auch im Magen), ferner die hochgradig ge¬
störte Verdauung, und jede außergewöhnliche Belastung des
Magens und Darmes mit Speisen oder Getränken als Empfindung
der,,Fülle” ; vor dem Erbrechen haben wir starke Ekelempfindungen
aus der Schlingmusknlatur und dem Magen, während desselben
intensive Schmerzen im Magen; bei Kolik haben wir Schmerzen in
der Bauchhöhle; das Bedürfnis zur Entleerung des Rektums
kündigt sich in charakteristischen Druckempfindungen an, die