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G-. Störring
gefühl sich stärker anspräge. Sie wähle dieses Entgegensetzen, weil
sie daran Erende habe. ,,Aber es ist nicht der G-rund, dieses Frei¬
heitsgefühl zn betonen, sondern nm dieses Freiheitsgefühl mehr
ans wirken zn lassen, deshalb wähle ich M. I“1). Also die Frende ist
nicht letzter Zweck der Wahl, sondern die stärkere Ausgestaltung
des Freiheitsgefühles, die Frende ist aber eine der Mitnrsachen.
Die Frende spielt hier dieselbe Folie, wie wir das schon
früher einmal sahen : sie löst die Betätigung des
von vornherein als frei gedachten Ichs ans.
Das eingreifende Ich setzt frei ans sich heraus einen Impuls, der
sich dann kausal notwendig ans wir kt.
Es treten uns hier zwei verschiedene Formen
des indeterministischen Ichbewußtseins ent¬
gegen. Das eine entwickelt sich dadurch, daß
hier eine Betätigung des von. vornherein als
indeterministisch frei gedachten Ichs ans¬
gelöst wird.
Die andere Form des indeterministischen
Ichbewußtseins besteht in dem Bewußtsein,
das eine oder das andere (hier das Entgegensetzen
oder das Bachgeben) wählen zu können.
Die zweite Form des indeterministischem Freiheitsbewußtseins
ist uns bei den verschiedenen Arten des Eingreifens des Ichwillens
entgegengetreten, sowohl bei Gleichwertigkeit der Willensantriebe
als beim Entgegensetzen und beim Bachgeben (für sich allein).
Wo z. B. ein Entgegensetzen mit indeterministischem Freiheits¬
bewußtsein erfolgte, da trat meist nicht nur das Bewußtsein auf,
daß das Eingreifen des Ichs von der Persönlichkeit indeterministisch
gesetzt werde, sondern auch das Bewußtsein, daß auch etwas
anderes als das Entgegensetzen hätte gewählt werden können.
Diese zweite Form des indeterministischen Freiheitsbewußt¬
seins ist im Falle unseres Versuches eigenartig bedingt. Gewöhnlich
tritt diese Form des Freiheitsbewußtseins auf Grund von früher
vollzogenen Bückblicken auf eine im Leben getroffene wichtige
Entscheidung auf. Solche Bückblicke führen das Individuum
illusionär2) zu der Auffassung, daß es auch eine andere Wahl¬
möglichkeit hätte realisieren können.
Hier in unserem Versuch handelt es sich aber offenbar nicht
um ein bloßes ,,W issen” um die indeterministische Freiheit,
welches sich auf frühere Bückblicke u. dgl. stützt, hier spricht die
Versuchsperson nicht umsonst anstatt von Freiheitsbewußtsein
1) Arch. f. d. ges. Psychol. 74. S. 63.
2) Störring : Die sittlichen Forderungen und die Frage ihrer Gültigkeit.
S. 126 ff.