Volltext: Methoden der Psychologie des Gefühlslebens

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Gr. Störring 
Es ist sodann noch festzustellen, daß 
bei den höheren Graden der Steigerung der 
Intensität der Gef ühlszustände m'i t Ände¬ 
rn n g d e r intellektuellen Unterlage in dieser 
an die Stelle von Vorstellungen und Gedanken 
Urteile, Eealitätsurteile, treten! Zuletzt ist noch 
hervorzuheben, daß in den Fällen der allmählichen Steigerung der 
Gefühlszustände durch nähere Ausgestaltung der intellektuellen 
Unterlage aufdielntensitätderGef ühlszustände 
auch der Umstand steigernd wirkt, daß in 
relativ kurzer Aufeinanderfolge qualitativ 
gleichartige oder ähnliche Gefühlszustände 
unter ähnlichen Bedingungen aufeinander 
gefolgt sind. 
H. Das Sicheinfühlen. 
1. Da wir Beizwörter darbieten, bei denen das Bezeichnete 
im allgemeinen Gefühle stärkerer Art auslösen kann und wir dabei 
die Anweisung geben, eine Vergegenwärtigung konkreter 
Tatbestände zu vollziehen, so ist es verständlich, daß zu¬ 
weilen sich als solche konkrete Fälle Erlebnisse anderer Personen 
darstellen, in denen das durch das Beizwort Bezeichnete stärkere 
Gefühlszustände auslöst. Letztere können dann Gegenstände des 
Sicheinfühlens werden. 
Außer dem Sicheinfühlen in Gefühlszustände anderer 
Personen kann natürlich auch ein Sicheinfühlen in eigene, 
frühere Gefühlszustände und auch ein Sicheinfühlen in eigene, 
zukünftige Gefühlszustände in Betracht kommen. 
Wir geben jetzt ein paar Fälle des Sicheinfühlens. 
Beizwort Hoffnung. Versuchsperson Sehr. (VII, 2). 
,, Schon an die Bedeutungserfassung schloß sich ein Gef ühl 
an, durch den Begriff ,Hoffnung’ reproduziert. Die Bedeutungs¬ 
erfassung war zugleich erleichtert durch das Gefühl. Es trat das 
Urteil auf: ich weiß, was Hoffnung ist. Dann Hemmung: ich 
wußte nicht, was jetzt. Da würde die Anweisung reproduziert: 
konkreter Tatbestand gefordert. Dieser wurde nun gesucht. Frage, 
erlebst du Hoffnung % Ich dachte an ein paar konkrete Fälle, die 
ich aber sogleich ablehnte. Dann wurde Hoffnung bei anderen ge¬ 
sucht. Es tauchte der Begriff ,Mutter’ auf. Dann wurde, nachdem 
eine konkrete Sache in bezug auf diesen Begriff abgelehnt war, 
daran gedacht, mit welchen Gefühlen eine 
Mutter an den Sohn denken muß, der von ihr 
entfernt ist und etwas leisten soll. Es fand 
dann eine Einfühlung in die Gefühle einer 
solchen Mutter statt.
	        
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