Methoden der Psychologie des G-efühlslebens
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kann es sich im manifesten Tranminhalt nm „Anspielungen”
anf den latenten Tranminhalt handeln; es handelt sich sodann im
manifesten Tranminhalte nm eine „V ersinnbildlich u n g”
nnd zuletzt können „Symbole” eine dominierende Eolle
spielen.
Bezüglich der symbolischen Deutung des Traumes
wird gesagt, daß der Träumer „meist nicht einmal Lust hat,
den Vergleich anzuerkennen1).”
Unter den Symbolen spielen nach Freud die Hauptrolle die
Sexualsymbole. In allen Träumen spielt nach Freud in
irgendeiner Weise das Sexuelle eine Bolle. Dabei wird allerdings
der Begriff des Sexuellen in ungewöhnlich weitem Sinne gefaßt.
Er versteht darunter außer dem Trieb, der sich auf Fortpflanzung
bezieht, das, was er „Organlust” nennt, die Lust, die mit
dem Lutschen des Kindes, mit der Berührung nackter menschlicher
Körper, mit der Analfunktion usw. gegeben ist. Kritisch werden
wir uns die Betonung des Sexuellen bei Freud näher da ansehen,
wo wir die sogenannte Sublimierung der Gefühlszustände
behandeln.
Den Sexualsymbolen widmet Freud sehr ausführliche Ent¬
wicklungen2).
Die übrigen bei Übersetzung des latenten Trauminhaltes in
den manifesten zur Geltung kommenden Symbole charakterisiert
er in folgender Weise: „Es kommt im Traume vor, daß man bald
lustvoll, bald ängstlich von Häuserfassaden herabklettert.
Die mit ganz glatten Mauern sind Männer; die aber mit Vor¬
sprüngen und Baikonen versehen sind, an. welchen man sich an-
halten kann, sind Frauen. Die Eltern erscheinen im Traume als
Kaiser und Kaiserin, König und Königin oder als
andere Bespektspersonen; der Traum ist also hier sehr pietätvoll.
Minder zärtlich verfährt er gegen Kinder und Geschwister; diese
werden als kleine Tiere, Ungeziefer symbolisiert. Die
Geburt findet fast stets eine Darstellung durch eine Beziehung
zum Wasser; entweder man stürzt ins Wasser oder man steigt
aus ihm heraus, man rettet eine Person aus dem Wasser oder
wird von ihr gerettet, d. h. man hat eine mütterliche Beziehung
zu ihr. Das Sterben wird im Traum durch Abreisen, mit
der Eisenbahn fahren ersetzt, das Totsein durch ver¬
schiedene dunkle, wie zaghafte Andeutungen, die Nacktheit durch
Kleider und Uniformen 3).”
1) Freud: 1. c. S. 164.
2) Freud: 1. c. S. 166.
3) Freud: 1. c. S. 165.