Psychologie der Arbeitsliand
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und gleichwertigen Ausbildung beider Hände zu fordern. Her
Begriff „Ambidextrie“ meint dieses doppelte Bechtsertum im Sinne
einer Verbesserung der menschlichen Leistung, steht also immer
noch auf dem Boden der Üb er Wertigkeit der einen Körperhälfte,
was wir entsprechend zurückzuschrauben haben werden.
Dieses Bündel von vier verschiedenen begrifflichen wie
methodischen Fragestellungen, die insgesamt der Annahme eines
Überwiegens der einen Seite des Körpers folgen, wäre nunmehr
noch kurz zu erläutern. Um Irrtümer auszuschließen, wird es
gut sein, bereits hier zu betonen, daß der weiterhin von uns
genannte Dominanzbegriff etwas ganz anderes meint! Er richtet
sich nicht der Frage des Überwiegens der einen Körperseite zu,
sondern entwickelt den Gedanken des funktionalen Hintergrundes
bei sogenannter Handarbeit. Der Prä valenzbegriff gibt nur das
Formal-Manuelle der Sache an. Der Dominanzbegriff meint die
Funktion und will darauf hinweisen, daß Handarbeit ein ober¬
flächlich gefaßtes Bestimmungsstück ist, daß vielmehr hinter
der Funktion der Hand höhere und vielleicht die Hand ent¬
scheidend in ihrer Arbeit steuernde Eigenschaften, Anlagen,
Vorgänge anderer Art ruhen. Wir erhalten so zur Definition
irgendeiner Handarbeit zwei Faktoren: den Faktor der Prävalenz
und den der Dominanz. Um eine Phänomenologie irgendeiner
manuellen Arbeit anzudeuten, muß der Index beider Faktoren
bestimmt werden. Wenn diese Angaben vorerst — bei Fehlen
jeder Vorforschung — auch nur durch allgemeinere Bezeich¬
nungen erfolgen können, so ist es doch wichtig, diese beiden Be¬
stimmungsstücke festzuhalten. Der allgemeine Ausdruck „Hand¬
geschick” besagt uns beispielsweise nichts mehr, wenn er nicht
zugleich angibt, welche Prävalenz und welche Dominanz diese
Handgeschicklichkeit besitze? Der Ausdruck Packen, Stanzen,
Bündeln, Werfen — als Unterbegriff der sogenannten Hand¬
geschicklichkeit — bedingt ebenfalls methodisch eine nähere
Dominanz- und Prävalenzangabe.
1. Linkshändigkeit.
Zunächst ist zu beobachten, daß — entgegen der üblichen
Verhaltungsweise des Durchschnittes — eine Beihe von Menschen
mit der linken Hand Operationen vollziehen, die man sonst rechts
auszuführen pflegt. Diese Leute nennt man bekanntlich Linkser.
Um festzustellen, ob jemand Linkser ist, wählt man metho¬
disch solche Operationen, bei denen zweifelsfrei (wenigstens äußer¬
lich) sonst die Bechte die Arbeit zu vollziehen pflegt. Zwar ist
diese Annahme nahezu volkstümlich, denn selbst bei scheinbar
ruhender Linken bedeutet diese Mchtaktivität durchaus etwas
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