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Von anderer Seite aber wird man sich doch nicht ganz auf die dritte
Methode allein verlassen dürfen, da ohne nachweisbare und starke
feste Mitbestimmungen, die der Aufmerksamkeit nicht entgehen könnten,
doch leise Mitbestimmungen in gewisser Richtung sich derselben ent¬
ziehen könnten, wovon man aber auch nur schwache Abweichungen
vom Resultate der ganz reinen Methode erwarten dürfte.
Eine sehr wichtige Vorsicht bei Versuchen nach der Methode
der Wahl ist die, die zu vergleichenden Probeobjecte in gleicher
Vollkommenheit vorzulegen, damit kein anderer Umstand, als der aus¬
drücklich in Untersuchung gezogene, auf das Vorzugsurtheil Einfluss
gewinne. Sollte eins oder das andere in der Form oder Farbe
chitfonirt, sollte es schief hergestellt, schmutzig oder fleckig sein, so
wird es sofort hiedurch in Nachtheil gegen die andern gerathen
und Gefahr laufen, blos desshalb gegen die andern verworfen zu wer¬
den. Haben nun durch den wiederholten Gebrauch die Probeobjecte
irgendwie gelitten, so sind sie sämmtlich zu erneuern, aber nicht er¬
neuerte zu den alten zu fügen, was ein verschiedenes Aussehen der¬
selben bedingen würde.
Bei der zweiten Methode, der Methode der Herstellung, könnte
möglicherweise folgender, als constanter Fehler zu bezeichnende
Umstand eine Rolle spielen, und mitunter Abweichungen von den
Resultaten der beiden andern Methoden bedingen. Wenn ich bei¬
spielsweise den Querbalken eines Kreuzes auf dem Längsbalken da¬
gegen senkrecht vorschieben lasse, bis er die wohlgefälligste Stellung
zu haben scheint, so kann es sein, dass Personen von einer gewissen
Individualität, als z. B. Männer, bei dem nie fehlenden Schwanken,
auf welche Stellung sie sich fixiren sollen, die rechte Stellung lieber
etwas überschreiten, als dahinter Zurückbleiben, andre, als z. B. Frauen
umgekehrt; so dass jene den Balken durchschnittlich etwas höher
stellen als diese, indess vielleicht bei der Methode der Wahl, wo die
Verhältnisse vorgegeben sind, beide sich in gleicher Bevorzugung der¬
selben Verhältnisse vereinigen. Factisch unterscheiden sich jedenfalls
Männer und Frauen durchschnittlich etwas in der Höhenstellung des
Querbalkens bei den Herstellungsversuchen des Kreuzes; doch habe
ich noch nicht ermittelt, ob diess wirklich von einem solchen con-
stanten Fehler, oder einer Verschiedenheit des Geschmackes an sich
abhängt, wozu ein Vergleich mit den Resultaten die Methode der