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Der Begriff des Komischen.
hält eine Demüthigung ihrer und die Lächerlichkeit gehört daher zu den
empfindlichsten Kränkungen der Ehre, weil die Kränkung nicht von
der Rohheit eines Dritten ausgeht, sondern von der gekränkten Person
selbst; ihr eigenes verkehrtes Handeln ist die Ursache.
5. Die Gefühle, welche die komische Person erfüllen, und die
Gefühle der Umstehenden gehören sonach zu den Gefühlen der Lust
und des Schmerzes, und das Komisch-Schöne bildet deshalb eine Unter¬
art des Einfach-Schönen im Gegensatz zu dem Erhabenen, welches
keine Lust, sondern nur die Gefühle des Staunens, der Achtung, der
Ehrfurcht erweckt. Es ist unrichtig, wenn in der Philosiphie Hegel’s
eine Dreitheilung des Schönen in Erhabenes, Schönes und Komisches
aufgestellt wird; so wie in der Seele nur zwei Arten von Gefühlen,
Lust und Achtung, bestehen, so kann sich auch das Schöne, als Dar¬
stellung dieses Inhaltes nur in zwei Arten sondern ; in das Erhabene,
als-Bild der übergrossen Kraft mit der Achtung als Wirkung und in
das einfach Schöne, als Bild der Lust.
6. Die Erhebung der Umstehenden bei dem Komischen könnte
als Erheb un’g vielleicht der Erhebung gleichgestellt werden, welche
als schliessliche Wirkung des Erhabenen eintritt, Allein diese Erhe¬
bung bei dem Erhabenen ist durchaus anderer Natur; in ihr ist das
Für-sich-Sein des Ich’s in die Majestät des Erhabenen aufgegangen,
bei dem Komischen dagegen ist die Erhebung nur die Erhebung aus
der Ehre, ein reines Gefühl der Lust, was das Für-sich-Sein des Ich’s
steigert. Auch ist die Erhebung bei dem Erhabenen, welche nach der
anfänglichen Beugung eintritt, eine wirkliche, während sie bei dem
Komischen nur ein Schein ist. Hier sinkt nur der komische Gegen¬
stand und dadurch fühlt sich der Zuschauer scheinbar gehoben; bei
dem Erhabenen erhebt er sich wirklich. Zimmer mann bezeichnet
dies treffend, indem er sagt (I. 728): »Das Erhabene gefällt, indem
»wir uns missfallen; das Komische missfällt, indem wir uns gefallen.«
7. Da das Komische sich nur an einem verkehrten Handeln ent¬
wickeln kann, so erhellt, dass leblose Dinge nie komisch sein können.
Das Komische verlangt immer ein leben dig es, dem Menschen geistig
ähnliches Wesen. So weit Thiere oder höhere Geister diese Bedin¬
gung erfüllen, können sie ebenfalls komisch werden. Deshalb sind
Braun, der Bär, und Lampe, der Hase, in den Thierfabeln komische
Figuren; deshalb ist Hephästos, wenn er hinkend die Götter bedient,
komisch und wird von diesen ausgelacht. Auch der vom Menschen
angeführte Teufel ist eine komische Persönlichkeit. Leblose Dinge
können nur dann komisch werden, wenn die Phantasie sie zur Le¬
bendigkeit und Persönlichkeit erhebt.