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Die Lösung im Handlungsbilde.
fälle; keiner bedingt den andern; nur die Persönlichkeit von Fallstaff
verbindet sie und die Geschichte Heinrich IV. giebt die verständige
Unterlage. Dasselbe gilt für die »Wolken« des Aristophanes. Der
Charakter des Strepsiades führt zu einer Menge komischer Scenen,
von denen aber, nach des Aristoteles Definition, die eine oder die an¬
dere ausfallen könnte, ohne dass die Einheit und der Verlauf der
Handlung gestört werden würde.
26. Hieraus folgt, das§ die Komödie und der komische Roman,
indem die durchgehende Haupthandlung eine vei ständige ist, in ihren
schliesslich en Lösungen sich den hierüber oben aufgestellten Regeln
zu unterwerfen haben. Ihre Lösung muss begründet, die Mischung
von Schmerz und Lust muss für letztere überwiegend sein und das
Ende muss glücklich sein oder, wenn schmerzlich, durch \eigeltung
oder sittliche Befriedigung seine lösende Wirkung erhalten. Das Ko¬
mische kann sich in verschiedenem Maasse an dieses einfach Schöne
ansetzen. Geschieht es in höherem Grade wie in der Komödie, so
ist das glückliche Ende nicht zu entbehren, weil die Vergeltung und
die sittliche Befriedigung zu ernst sind, und mit der heitern Stimmung
welche das Komische erweckt, sich schwer verbinden.
27. Deshalb ist im »Kaufmann von Venedig« das Komische nur
mässig eingefügt; ein Mehr würde sich mit dem Ernst dei Haupt¬
handlung nicht vertragen. Im Heinrich IV. I. und II. Theil geschieht
dagegen des Komischen zu viel; die Haupthandlung leidet daiuntei.
Die Komik des Fallstaff ist meisterhaft, allein in diesem Maasse daif
f
sie nur in einer Komödie auftreten.
28. Da dem Komischen jede tiefere sittliche Empfindung und
jeder grössere Schmerz widersteht, so ist die Moral der Komödie
lockerer wie die des Schauspiels und es ist der Humor hier an seiner
Stelle, der, wie bei Don Quichote und Arlechino, selbst Hungei und
Durst und eine tüchtige Tracht Prügel mit Gleichmuth hinnimmt, und
solchen Schmerz schnell von sich abschüttelt.
29. Innerhalb des Komischen selbst liegt die Lösung in dem
heitern Gefühl der Erhebung, mit dem jedes Komische füi den Zu¬
schauer abschliesst. Diese Stimmung, als eine Mischung von Lust des
Wissens und der Ehre ist ganz vorzüglich zum Schluss geeignet und
selbst nachdem der Vorhang gefallen ist, beharrt der Zuschauei gern
noch zu Hause so lange als möglich in dieser Stimmung. Der Schmerz
der komischen Person stört ihn nicht, da er ein leichter ist, der nur
dazu dient den Kitzel des Lachens zu steigern. In den Travestien
wird deshalb das Unglück des Helden absichtlich gemindert.
30. Es bleibt noch die Untersuchung der Lösung für das Hand-