Der ästhetische Zustand des Subjektes.
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Stellung) und Denken (Urteil, Annahme) ; sowohl dieses
wie jenes tritt als Gefühlsvoraussetzung auf, und es ergibt
sich daraus -die fundamentalste Einteilung der Gefühle,
die zugleich sonstigen charakteristischen Unterschieden
ihrer Beschaffenheit sehr gut Rechnung trägt, die Ein¬
teilung in Vorstellungs- und Denkgefühle.
Beide Arten von Gefühlen sind in der Erfahrung un-
O
schwer nachzuweisen ; aber die Denkgefühle vielleicht doch
noch leichter, weil sie, sei es als Urteils- oder als An¬
nahmegefühle, in der Praxis des Lebens, wie es scheint
die größere Rolle spielen. Sie sind hier zunächst in der
Gestalt der Wertgefühle von ganz besonderer Bedeutung.
Der Tatbestand des Wertes beruht darauf, daß ein Lust¬
gefühl auf die Existenz, das Vorhanden- oder Gegeben¬
sein des wertvollen Gegenstandes gerichtet ist, ein Un¬
lustgefühl auf das Nichtvorhandensein. Also nicht
durch den Gegenstand als solchen, sondern durch seine
Existenz oder Nichtexistenz wird das Lust- beziehungsweise
Unlustgefühl in diesem Falle „angeregt“. Das sind aber
nicht Vorstellungsgegenstände, sondern Objektive, können
also als solche nicht durch bloßes Vorstellen, sondern
nur durch Urteile (oder Annahmen) psychisch repräsentiert
d. h. gedacht werden. Die Wertgefühle haben demnach
Urteile zu ihrer psychischen Voraussetzung. — Einige
konkrete Beispiele mögen dies näher erläutern. Ich freue
mich darüber, daß mein in einer fremden Stadt lebender
Bruder einen hohen Orden erhalten hat. Die Freude ist
Lustgefühl. Das Lustgefühl ist durch die Nachricht von
der erfolgten Auszeichnung angeregt, d. h. es hat das